Abwassergebühren in Grenzen halten

Bündnis 90/Die Grünen wollen umweltfreundliches Verhalten belohnen

Veranstaltung 4-5-2014Nach jedem Starkregen fließen aus Remagener Baugebieten Millionen Liter Wasser in die Kanäle und danach in den Rhein. Mit den bekannten Folgen. Die Versickerung von Regenwasser auf dem eigenen Grundstück wird in der Römerstadt noch wenig praktiziert. Sie ist im Rahmen der Bauplanung bisher auch kaum vorgeschrieben. Wer sich dennoch freiwllig engagiert, zahlt dieselben Gebühren wie alle anderen Haus- oder Wohnungsbesitzer. Dies soll in Zukunft anders werden, waren sich die Remagener Grünen und ihre Gäste am Sonntag im Rahmen eines kleinen Workshops zu umweltfreundlichem Wohnen in der „Casa Antonio Lopez“ einig.


Unter fachkundiger Begleitung von Andreas Hartenfels, Raumplaner und Vorsitzender des Wirtschafts- und Energieausschusses des Landtages von Rheinland-Pfalz wurden umweltfreundliche Lösungen der Wasserproblematik diskutiert, die auf Dauer zugleich die Gebühren für Abwasser in Grenzen halten sollten. Eine solche Lösung könne in der Speicherung von Regenwasser und der darauf aufbauenden Nutzung von „Grauwasser“, das heißt des auf dem Grundstück gesammelten Regenwassers beruhen. Wer sich einen eigenen Wasserspeicher auf seinem Grundstück anlegt, so die Meinung der Grünen, trägt dazu bei, die städtischen Kanäle zu entlasten. Setzt sich die Grauwassernutzung massenweise durch könnten in erheblichem Umfang auch Kosten für den Kanalausbau eingespart und in Form reduzierter Gebühren an die Bevölkerung zurückgegeben werden. Daher sollte in neuen Baugebieten und bei Sanierungen im Altbestand von Wohngebäuden das Thema Regenwasserrückhaltung einen größeren Stellenwert bekommen.

Die langfristige Gebührenentwicklung für Abwasser wie auch Trinkwasser sehen die Remagener Grünen dagegen auch aus anderen Gründen mit Sorge. Hier drohten durch die gegenwärtige Baupolitik und den demographischen Wandel mittelfristig deutliche Erhöhungen, so Grünen-Fraktionssprecher Frank Bliss. „Wir haben alleine in den zehn Jahren zwischen 2001 und 2010 in Remagen unser Kanalnetz unter enormen Baukosten von 96,1 auf 116,3 Kilometer ausgeweitet, das heißt um ein Fünftel. Gleichzeitig wurden in Remagen auf 120.000 Quadratmetern Bauland 536 neue Häuser beziehungsweise Wohnungen errichtet und natürlich alle an das Kanalnetz angeschlossen. Trotzdem hat unsere Stadt zwischen 2004 und 2012 fast 500 Einwohner verloren, von 16.385 auf nunmehr 15.887 Personen. Erheblichen Investitionskosten in unsere Versorgungsinfrastruktur steht also schon heute eine abnehmende Zahlen von Gebührenzahlern entgegen“.

Angesichts des nicht zu verhindernden demographischen Wandels sehen die Grünen deshalb erheblichen Handlungsbedarf. Vor allem dürften keine neuen Baugebiete auf der „grünen Wiese“ hinzukommen. „Ein Investor auf der grünen Wiese kostet einen Investor in einer Ortskernlage“, so auch die Spitzenkandidatin der Grünen für den Remagener Stadtrat, Karin Keelan. Stattdessen müsse mehr in den Erhalt und die Modernisierung der Ortskerne investiert werden, notfalls auch mit öffentlichen Mitteln. In diesem Zusammehang konnte Andreas Hartenfels auf rund 800 Millionen Euro an Investitionsmitteln verweisen, die jährlich in Deutschland für die Stadtsanierung bereitstünden, davon alleine etwa 40 Millionen Euro in Rheinland Pfalz. Damit man diese Mittel nutzen kann ist allerdings eine gute städtische Entwicklungsplanung notwendig. Entsprechend seien die Remagener Kommunalpolitiker gut beraten, das von den Grünen initiierte und den anderen Fraktionen mit getragene Planungsvorhaben „Remagen 2030“ endlich auf den Weg zu bringen.

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