Weiterführung der B266 in Richtung Rhein

Kommentar zum Stadtratsbeschluss vom 27.11.2014
Udo Heimermann

Die B266 ist eine Bundesstraße mit Autobahncharakter, in Deutschland als Fernstraße bezeichnet, die in erster Linie den überregionalen Verkehr aufnehmen soll. Laut den Daten des im Auftrag des Stadtrates von Bad Neuenahr-Ahrweiler erstellten Verkehrsgutachtens aus dem Jahre 2007 bedeutet die Weiterführung der B 266 eine Verkehrsentlastung der Heerstraße (B 266 alt) von rund 4.000 Fahrzeugen in 24 Stunden. Der innerörtliche Verkehr bleibt jedoch nach wie vor mit noch mindestens 20.000 Fahrzeugen erhalten. Darf man also annehmen, die Bundesrepublik Deutschland und das Land Rheinland-Pfalz finanzieren mit mindestens 150. Mio. Euro (nach Fertigstellung ) eine Bundesstraße von ca. 7,0 km Länge als Umgehung für die Anwohner der Heerstraße und der Stadtteile Heppingen und Lohrsdorf für nur 4.000 Kraftfahrzeuge innerhalb von 24 Stunden?

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Udo Heimermann

Als die vierspurige B266 vor ca. 60 Jahren mit Anschluss an die A3 geplant wurde, war nicht absehbar, wie sich der Verkehr in ganz Deutschland bis heute entwickeln würde. Aus welchen Gründen die B 266 damals auch immer geplant wurde, als Entlastungsstraße für Anwohner an der B266 alt war sie nie gedacht und das wird sie auch nie werden. Wenn die Weiterführung der B 266 mit einem neuen vierspurigen, 31,5 m breiten Anschluss an die zweispurige, alte Bundesstraße hinter Lohrsdorf erfolgen sollte, wird Bad Bodendorf durch den dann schnellen Zufahrtsweg zur A61 von links- und rechtsrheinigem Verkehr so stark belastet werden, dass es selbst einigen Bad Bodendorfern zu viel werden wird. Es werden sich mit Sicherheit auch dort Anwohner von einer gut getarnten Autobahnlobby vor den Karren spannen lassen und verständlicher Weise eine Entlastung vom Durchgangsverkehr fordern. Das Endergebnis wird eine neue Rheinbrücke mit Anschluss an die A 3 sein, für die bereits in den 90er Jahren ein Verkehrsaufkommen von min. 70.000 Fahrzeugen/24 h prognostizierten wurde. Auf der A 61 fahren zur Zeit zwischen 90.000 und 100.000 Fahr-zeuge innerhalb von 24 h. Das bedeutet, wir werden im unteren Ahrtal in Zukunft mit einem überregionalen Verkehrsaufkommen von 160.000 bis 170.000 Fahrzeugen/24 h belastet werden, Tendenz steigend.

Ob das Projekt in 5 oder in 20 Jahren verwirklicht wird, spielt dann keine Rolle mehr. Der Erholungswert des unteren Ahrtals oder der Anreiz für ältere Menschen, ihren Ruhesitz ins untere Ahrtal zu verlegen, ist dann Geschichte. Diese Tatsache wird unter anderem einen Werteverfall der Immobilien nach sich ziehen. Jeder, der einen Weiterbau der B266 fordert, sollte sich die Mühe machen, sich den neuen Bebauungsplan „Landskroner Straße Süd“ anzusehen. Darin kann man sehr schön nachlesen, welche Auflagen eine Immobilie in Heppingen, Heimersheim, Ehlingen, Lohrsdorf und Teilen von Bad Neuenahr künftig erfüllen muss, damit man wenigstens im Gebäude seine Ruhe findet. Nach dem Anschluss „Lohrsdorf B 266 neu an alt“ geht es nämlich nicht mehr nur um die direkten Anlieger einer Straße, sondern um ganze Ortschaften, deren Bewohnbarkeit meiner Meinung nach dann unzumutbar wird. Jeder Mensch hat ein Recht auf Ruhe, auch die Anlieger der alten B 266. Aber es müssen andere Wege gefunden werden, jedem Anwohner wieder zu diesen Recht zu verhelfen. Mit den alten Ideologien aus der Zeit der 20er Jahre, in denen die autogerechte Stadt verherrlicht wurde und die bis heute noch in den Ministerien und Ingenieurbüros umhergeistern, ist dies jedoch nicht möglich. Man kann keine Entlastung von Verkehr erreichen, indem man ein Problem nur um einige Meter verlagert. Der Stadtrat hat meiner Meinung nach die Notwendigkeit einer Kehrtwendung von alten Denkstrukturen und Ideologien bis heute nicht verstanden und beschönigt den Weiterbau der B 266 als wären wir noch im letzten Jahrhundert.

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