Aktionswoche zum internationalen Frauentag – Teil 2

Heute werfen wir einen Blick auf das Handwerk. Wir haben mit Friederike Büsgen (22 Jahre alt) gesprochen. Sie erlernt derzeit den Beruf der Schornsteinfegerin.

Wieso hast Du Dich für diesen Beruf entschieden?
Ich komme aus einer Handwerkerfamilie, mein Vater Elektriker, mein Onkel Dachdecker. Meine Mutter ist vollerwerbstätig Berufsschullehrerin, mein Vater war für uns Kinder als Hausmann da. Er hat mir schon früh die Grundkenntnisse der Elektrik beigebracht, Werkzeuge und Maschinen haben mich immer fasziniert. Vor drei Jahren war ich durch Zufall bei der Überprüfung einer Gastherme dabei und habe mich daraufhin für ein zweiwöchiges Praktikum als Schornsteinfegerin beworben.

Erzähle uns von Deinem Berufsalltag, den Herausforderungen und Chancen für Frauen
Das Schornsteinfegerhandwerk gibt es seit dem 14. Jahrhundert, unsere Innung ist wie eine große Familie. Ich habe nie das Gefühl gehabt, als Frau anders behandelt zu werden. Auch Aufstiegschancen und Gehalt sind für alle gleich. Trotzdem gibt es in der Berufsschule höchstens 3 Schornsteinfegerinnen pro Klasse. Im Juni lege ich nach 3 Jahren Ausbildung meine Gesellinnenprüfung im Bezirk Köln ab und würde dann gerne im Kreis Ahrweiler für die Schornsteinfeger-Innung Bezirk Koblenz arbeiten.

An meinem Beruf liebe ich den Kontakt zu meinen Kunden, in der Stadt 35 bis 40 am Tag. Fast ausnahmslos werde ich herzlich empfangen, besonders freuen sie sich über die SchornsteinfegerIN.

Schornsteinfegen erfordert weniger körperlichen Einsatz als andere Handwerksberufe, Ausnahmen sind Schornsteinrestaurierung bzw. -neubau. In unserer Innung herrscht Fachkräftemangel. Ich kann die dreijährige Ausbildung zur Schornsteinfeger*in nur wärmstens empfehlen, Interessent*innen werden behutsam über Praktikum und Eignungstest in das Handwerk eingeführt. Zum Beispiel war ich am Anfang nicht hundertprozentig schwindelfrei.

Hier gibt es mehr Informationen: https://www.schornsteinfeger-innung-koblenz.de/Aufbau_mid17.html

Mein Onkel ist vor eineinhalb Jahren verstorben. Mit Stolz führe ich für ihn die Familientradition auf den Dächern fort.