„Daumenschrauben anziehen und Druck erhöhen“

Eveline Lemke rügt Service, Ausstattung und Unpünktlichkeit der Ahrtalbahn.

Ab 2015 werde mit der Ahrtalbahn alles besser. Das versprach Dr. Thomas Geyer, Verbandsdirektor des Zweckverbands Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Nord (SPNV-Nord), jetzt bei einem Mitgliedertreffen des Kreisverbands Ahrweiler von Bündnis 90/Die Grünen im Gasthaus am Recher Herrenberg. Die GRÜNEN im Kreis hatten immer wieder erhebliche Mängel im Service, bei der Ausstattung und bei der Pünktlichkeit der Züge beanstandet. Für Moderatorin Eveline Lemke, Sprecherin des grünen Kreisverbands Ahrweiler, hieß die zentrale Frage: Ist eine Besserung dieser Zustände in absehbarer Zeit in Sicht? Dr. Geyer machte vor allem den jetzigen, nicht im Wettbewerb entstandenen Verkehrsvertrag mit der DB Regio für die Versäumnisse auf der Ahrtalstrecke verantwortlich, da dieser Vertrag zu wenige Anreize für eine gute Qualität enthalte. Der Zugverkehr auf der Ahrtalbahn sei jedoch, wie das gesamte sogenannte Dieselnetzes Köln, neu ausgeschrieben worden. Nachdem die Angebotsfrist Ende Januar ausgelaufen sei, werde der Zweckverband in den nächsten Wochen entscheiden, wer von den beiden Bewerbern – Deutsche Bahn oder Transregio – den Zuschlag erhält.

Vorne hui und hinten pfui: Seit einem Vierteljahrhundert ist die Sanierung des Bahnhofs Ahrweiler im Gespräch. Foto: AW-Wiki

Anders als der bisherige Vertrag mit der Deutschen Bahn, biete der neue Vertrag bessere Möglichkeiten, den Vertragspartner zu zwingen, dass er die ausgeschriebenen Leistungen auch tatsächlich erbringt. Der alte Vertrag aus dem Jahr 2003 sehe für den Fall, dass Vereinbarungen nicht eingehalten werden, nur eingeschränkte Sanktionsmöglichkeiten vor. So seien z.B. Vertragsstrafen für Verspätungen oder ungenügende Kapazitäten in ihrer Höhe begrenzt.

Dr. Geyer räumte ein, dass der SPNV-Nord die Möglichkeiten des Altvertrags in der Vergangenheit nicht immer voll ausgeschöpft habe. Bis zum Auslaufen des Vertrags Ende 2014 werde man deshalb jetzt bei der Deutschen Bahn „die Daumenschrauben anziehen und den Druck erhöhen.“ So sei die Bahn jetzt verpflichtet worden, dem SPNV-Nord täglich über den Zugverkehr auf der Ahrtalbahn zu berichten. Folge: Seit Jahresbeginn sei die Qualität auf der Ahrtalbahn deutlich besser geworden. Dr. Geyer betonte dabei, dass sich diese Strecke wegen der GRÜNEN und einiger anderer Akteure vor Ort auch einer „besonderen Beobachtung“ erfreue.

Außerdem würden bis März alle Züge, die auf der Ahrtalstrecke verkehren, mit passenden Trittstufen ausgerüstet, sagte der Verbandsdirektor. Nachdem die Deutsche Bahn vor zwei Jahren Bahnstrecken in der Pfalz hinzugewonnen hatte, seien Fahrzeuge aus dem Ahrtal dorthin abgezogen worden. Später habe die Ahrtalbahn zwar Wagen aus Nordrhein-Westfalen bekommen; die aber waren nicht mit passenden Trittstufen ausgerüstet.

Ein weiteres Thema des Treffens war die seit Jahren überfällige Sanierung und Modernisierung des Bahnhofs Ahrweiler. Inzwischen mache auch die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler in dieser Sache Druck, lobte Wolfgang Groß, der ebenfalls bei den Grünen zu Gast war. Der Vorsitzende des Kreisverbands Bonn/Rhein-Sieg/Ahr im Verkehrsclub Deutschland (VCD) sowie Mitgründer und Sprecher der Freunde der Ahrtalbahn, kritisierte aber die rheinland-pfälzische Landesregierung, die Steuermillionen für Projekte wie den Nürburgring verschleudere, aber nicht bereit sei, für wirklich wichtige Investitionen wie den Bahnhof Ahrweiler Geld zur Verfügung zu stellen.

Nach einer Auskunft der Bahn-Pressestelle vom 31. Januar stehe einem Beginn der Bauarbeiten am Bahnhof Ahrweiler im Jahr 2011 nichts entgegen, wie Willi Tempel (Dernau) bei der Versammlung sagte. Der Bahnsteig werde einen barrierefreien Zugang mit Fußgängerschranke erhalten – ähnlich wie der Bahnhof Bad Neuenahr. Die noch offene Frage nach der Umsetzbarkeit dieses Lösungsvorschlags sei im Dezember 2010 positiv mit dem Eisenbahn-Bundesamt geklärt worden.

Solange es jedoch keine Rahmenvereinbarung mit dem Land Rheinland-Pfalz gibt, die die Finanzierung des Sanierungsprojekts regelt, sei eine solche Auskunft wertlos. Klaus Liewald (Ahrweiler) sprach sich deshalb dafür aus, als nächsten Schritt eine Protestveranstaltung zu organisieren. Damit wurde deutlich: So lange keine Verbesserung der Zustände eintritt, könne sich die Ahrtalbahn der „besonderen Beobachtung“ der GRÜNEN aus dem Kreis Ahrweiler sicher sein.

Print Friendly, PDF & Email