„Remagen hat gute Chancen“

Andreas Hartenfels referierte über demographischen Wandel und die damit verbundenen Herausforderungen für die Römerstadt

„Dem Kreis Ahrweiler wird wie Rheinland-Pfalz allgemein ein rapider Bevölkerungsrückgang in den nächsten 20 Jahren vorhergesagt. Schon heute gehen die Kinderzahlen geradezu dramatisch zurück. In Remagen sind die Schülerzahlen alleine zwischen 2005 und 2011 um ein Fünftel von rund 2.500 auf nur noch 2.000 gefallen. Die unter 20-Jährigen werden von heute 22% bis 2030 auf rund 19% abnehmen, während die Zahl der über 65-Jährigen von heute 18% um rund vier Prozent auf dann fast 22% zunehmend wird“.

Dies sind nur einige Hintergrundzahlen, die der Landtagsabgeordnete Andreas Hartenfels am Dienstag Abend auf Einladung der Grünen-Stadtratsfraktion von Remagen in seinem Referat zu „Remagen 2030“ in der Casa Antonio Lopez vortrug.

Hartenfels, vor seiner Wahl in den Landtag als selbstständiger Stadt- und Landschaftsplaner mit eigenem Planungsbüro tätig und derzeit Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses des Rheinland-Pfälzer Landtags, hat sich bereits mehrfach mit Entwicklungsfragen rund um Remagen beschäftigt. Seine erneuten Recherchen zeigen, dass die Römerstadt zügig reagieren muss, um auf den demographischen Wandel vorbereitet zu sein.

„Dieser Wandel wird kommen, egal was wir machen. Aber wir können versuchen, ihn für die Menschen positiv zu begleiten und zu gestalten“, so die Kernaussage. Remagen habe diesbezüglich aufgrund seiner Nähe zu Bonn, aber auch als selbständiges Mittelzentrum mit zahlreichen Gewerbebetrieben und der Fachhochschule deutlich größere Chancen als die meisten Gemeinden in Rheinland-Pfalz.

Trotzdem seien mutige Schritte notwendig, denn schon zwischen 2004 und 2011 habe sich die Bevölkerung Remagens um 260 Personen verringert und das, obwohl zur gleichen Zeit 120.000 Quadratmeter neue Wohngebiete erschlossen und bebaut worden seien. 260 neue Gebäude und 330 neue Wohnungen hätten also die Bevölkerungsabnahme nicht verhindern können.

Besondere Gefahr sieht Hartenfels für den Wohnungsbestand in den Ortsteilen und im Zentrum der Kernstadt. Hier würde durch die Zunahme an alten Menschen, die nicht mehr alleine wirtschaften könnten, bis zum Jahre 2030 rund ein Viertel aller Wohnungen frei. Dieser zumeist mit Blick auf die Energienutzung sowie den baulichen Zustand völlig ungenügende Wohnraum werde schwerlich neue Käufer finden, wenn immer neue Wohngebiet ringförmig um den Altbestand ausgewiesen würden. Zudem würden inzwischen auch jüngere Familien gerne kurze Wege zu Kindergärten, Schulen und Einkaufszentren sowie eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr dem Wohnen „im Grünen“ vorziehen.

Eine besondere Gefahr sieht Hartenfels durch den Leerstand für die Infrastruktur, also die Bereitstellung von Straßen, Wasser, Strom sowie die Abwasserentsorgung. Die Leerstände müssten letztendlich von den übrigen Kunden mit bezahlt werden. Schon heute habe Remagen 116 Kilometer an Abwasserkanälen, die zukünftig aber von immer weniger Beitragszahlern unterhalten werden müssten. „Wenn dann noch zusätzliche Neubaugebiete angeschlossen werden müssen, aber die Leerstände im Altbereich zunehmen, dann werden die Kosten für alle Beitragszahler noch höher“, warnt der Referent.

Im zweiten Teil seiner Ausführungen schlug Hartenfels eine umfassende Stadtplanung für Remagen vor, die sich der Herausforderungen des demographischen Wandels konkret annehmen sollte. Oberstes Ziel müsste sein, die Ortskerne und den dortigen Baubestand attraktiver zu gestalten und zwar für alle Gruppen der Bevölkerung. Sowohl junge Familien wie auch die zunehmende Zahl der Senioren sollten sich in der Planung wiederfinden können. Hierzu gehörte auch die Bereitstellung von ausreichend bezahlbaren Mietwohnungen, deren Angebot gegenwärtig zugunsten von selbst bewohnten Einfamilienhäusern zurückginge.

Parallel zur Planung sollte sich die Stadt um Fördermöglichkeiten bemühen, von denen es sowohl für die öffentliche Hand wie für den einzelnen Haushalt inzwischen eine Reihe gäbe. Besonderer Vorteil sei, dass viele Programme nicht mehr nur Kredite, sondern auch Zuschüsse zahlen würden. Gelänge es Remagen, in ein Förderprojekt aufgenommen zu werden, so sei auch die Bezuschussung von Wohnraummodernisierung von weniger wohlhabenden Wohnungseigentümern oder Kaufinteressenten gerade in den alten Ortskernen möglich. Zudem würde jeder Euro an Bundes- oder Landeszuschüssen noch einmal denselben Betrag seitens der Stadt sowie das Sieben- bis Neunfache an privaten Mitteln mobilisieren können, unter dem Strich also die lokale Wirtschaft unterstützen und am Ende die Zuwendungen wieder größtenteils über Steuern zurückführen können.

In der anschließenden Diskussion kamen Stichworte wie „Modernisierung alter Gebäude“, „betreutes Wohnen für ältere Menschen“ und immer wieder die Forderung nach „mehr bezahlbaren Mietwohnungen“ zur Sprache. Betont wurde auch, dass die Forderung nach einer Verdichtung der Ortskerne den Erhalt von Grünflächen, Einzelbäumen und Erholungsraum für Jung und Alt berücksichtigen müsse.

Die Vortagsunterlagen von Andreas Hartenfels finden Sie hier: Remagen 2030

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