Atommüll-Verbleib ungeklärt: Japanische Delegation besucht Mülheim-Kärlich

Genau 405 Tage ist das Atomkraftwerk von Mülheim-Kärlich 1986 und 1987 am Netz gewesen. Dann wurde die Betriebsgenehmigung vom Verwaltungsgericht aus Sicherheitsgründen entzogen. Derzeit wird der Atomreaktor abgebaut, um am Ende als „grüne Wiese“ der Gemeinde zurückgegeben zu werden. Dies kann allerdings noch sehr lange, mehrere Jahrzehnte, dauern, da der Verbleib des verstrahlten Atommülls derzeit völlig ungeklärt ist. Dies sind die Ergebnisse des Besuchs einer japanischen Delegation, die auf Einladung der Bundestagsfraktion der Grünen am Dienstag Mülheim-Kärlich besuchte.

Zusammen mit der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Bundestag, Bärbel Höhn, der atompolitischen Sprecherin der Grünen im Landtag von Rheinland Pfalz, Stephanie Nabinger sowie der Landtagsabgeordneten Nicole Müller-Ort aus Mendig und Grünen-Fraktionssprecher Frank Bliss aus Remagen informierten sich die drei japanischen Bürgermeister über die Herausforderungen, die der Abbau eines Atomkraftwerkes mit sich bringt. Die beiden Frauen Tajima Kimiko und Uehara Hiroko sowie ihr Kollege Sakae Nakajima gehören dem Vorstand der japanischen „Bürgermeister für ein Atomkraft-freies Japan“ an und so wurde der Besuch des Reaktors und der Abbrucharbeiten zu einem anschaulichen Lehrstück für einen möglichen japanischen Weg.

Abbruch eines Atomreaktors, das bedeutet die Investition von geschätzten 750 Millionen Euro. Rund 250 Fachkräfte begannen mit der Demontage und auch heute nach mehreren Jahren sind noch etwa 150 Spezialisten an der Arbeit. Wie lange es allerdings bis zur „grünen Wiese“ dauern wird, ist unklar. Ein Teil des leichter verstrahlten Materials wird derzeit nach Gorleben transportiert. Endgelagert werden soll es später im „Schacht Konrad“ bei Salzgitter, nur der wird vor dem Jahre 2022 nicht fertig werden. Für den stark verstrahlten Reaktorkern schließlich fehlt bisher überhaupt ein Endlager, für das noch nicht einmal der Standort feststeht.

Fazit eines sehr informativen Tages im Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich war für die japanischen Bürgermeister wie für die deutschen Politiker, dass ein völliger Atomausstieg in Deutschland und natürlich besonders in Japan noch Jahrzehnte dauern wird. Ob es überhaupt zu einer halbwegs sicheren Lösung für die Endlagerung kommen wird, ist derzeit absolut unklar. „Ergebnis der völlig verantwortungslosen Politik einer einzigen Generation, für die Hunderte von Folgegenerationen noch den Kopf hinhalten müssen“, wie Bärbel Höhn am Rande des Besuchs betonte, der die Delegation anschließend zu den Ahrtalwerken nach Bad Neuenahr führte.

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