Besuch im Adenauer Haus des Waldes: Wildschäden und Jäger-Kampagne Thema

Das Wort „Nachhaltigkeit“ wurde von Förstern erfunden. Und das aus gutem Grund: Ein gepflanzter Baum kann im Durchschnitt frühestens nach drei Generationen gefällt werden. Weitblick wird da zur ersten Berufstugend. Eine Delegation der Kreisgrünen besuchte die Tage den Waldbauverein Ahrweiler im Adenauer Haus des Waldes. Der Geschäftsführer des Waldbauvereins, Bernd Schiffarth, informierte über das hiesige Forstwesen und die Aktivitäten des Vereins. Über 8.000 Hektar Wald werden von den 1.700 Mitgliedern betreut.

Schiffarth gab naturkundliche Einblicke und verwies auch auf die wirtschaftliche Bedeutung des Rohstoffes Holz. So tragen die Holzwirtschaft und das holzverarbeitende Gewerbe zwölf Prozent zum Bruttoproduktionswert des verarbeitenden Gewerbes in unserem Bundesland bei. In Adenau wird etwa Holz mit dem PEFC-Siegel verkauft.

„Im jüngsten PEFC-Auditbericht wird aber auch auf ein Problem hingewiesen, das unseren Kreis ganz besonders trifft, und zwar Wildschäden“, sprach Schiffarth ein Problem an, das derzeit die Gemüter im Kreis erhitzt. „Der Wildbestand im Kreis ist zu hoch, das wird von niemanden mehr ernsthaft bestritten.“ Schiffarth sieht die Jäger in der Pflicht. Zu laxe Abschusspraktiken und ein falsches Füttern hätten über die Jahre zu dieser Misere geführt. „Jäger laden gerne Freunde und Bekannte zur Jagd ein. Damit auch wirklich jeder zum Schuss kommt, werden die Wildbestände oft künstlich hoch gehalten.“

Das schadet nicht nur den Baumbeständen, sondern auch den Tieren selbst. „Solche Rudel können schon mal 100 Tiere und mehr umfassen. Wenn die geballt zur Fütterungsstelle kommen, frisst das Wild zwangsläufig den Kot vom Vorgänger, der enge Körperkontakt erleichtert die Übertragung von Krankheiten und Parasiten.“

Der Grüne Kreissprecher Mathias Heeb bedankte sich bei Schiffarth für die anschauliche Führung, welche die Delegation vom Haus des Waldes auch nach Hochacht führte. „Wenn statt der normalen drei Stück Rotwild das Vielfache auf einen Hektar kommt, leiden die Tiere nicht nur an sozialem Stress, sondern auch körperlich. Nicht von ungefähr sind Wildtiere bei uns im Kreis tendenziell untergewichtig. Es ist daher Aufgabe der Kreisjägerschaft durch einen verstärkten Reduktionsabschuss für angepasste und umweltverträgliche Wildbestände zu sorgen.“

Offene Lobbyarbeit

Sowohl Schiffarth als auch Heeb verwiesen auf viele gewissenhafte Jäger, die der gleichen Meinung seien. Wenig hilfreich sei laut Heeb vor diesem Hintergrund die jüngste Kampagne der Kreisjägerschaft, die auch kritische Töne vom Landesjagdverband geerntet habe und mit falschen Fakten daherkomme. „Wir hätten uns gewünscht, dass die Kreisjäger zuerst den Dialog mit uns Grünen vor Ort gesucht hätten, statt so überzogen zu reagieren“, bedauert Heeb.

Wenig überrascht war man bei den Grünen von einem Bericht, der vor wenigen Wochen in der Stadtzeitung Bad Neuenahr-Ahrweiler erschien. Der Text berichtet von einem Vortrag des Geschäftsführers der Jägerstiftung, Rolf Eversheim, vor Mitgliedern der Hegeringe Ahrweiler und Bad Neuenahr. Offen gibt Eversheim zu, dass seine Stiftung mehrere hunderttausend Euro pro Bundesland für Öffentlichkeitsarbeit gegen Grüne Umweltpolitik ausgibt. Der Artikel weiter: „Auch Schreiber von Leserbriefen und gezielte jagdfreundliche Journalisten seien akquiriert worden“. Weiter heißt es, die Kampagne „Natürlich Jagd“ müsse spätestens bis zur Bundestagswahl etabliert sein.

Ein solches Verhalten ist nur noch destruktiv“, befindet Heeb: „Statt viel Geld in Anzeigen zu pumpen und die Bevölkerung aufzustacheln, hätte man uns auch anrufen können. Ein Telefonat im Netz der Deutschen Telekom kostet wenige Cent pro Minute. Gesprächsbereitschaft war und ist von unserer Seite vorhanden.“