Klima- ist Naturschutz: Mit Windkraft nachhaltig Strom erzeugen

Sterbender Laubwald im Harz: Ohne Klmaschutz könnte es so bald auch im Sinziger Stadtwald aussehen. Foto: privat

Es gibt Meinungen, die den Klimaschutz dem Schutz von intakten Ökosystemen gegenüberstellen und so einen Gegensatz aufbauen, den es nicht gibt. Bereits jetzt schädigt der Klimawandel weltweit großflächig intakte Ökosysteme. Egal ob Korallen, Taiga, deutsche Wälder oder die polaren Regionen, die Veränderungen sind bereits jetzt dramatisch. Dabei ist die Durchschnittstemperatur seit 1850 gerademal um 0,83 Grad Celsius angestiegen. Ohne entschiedene Maßnahmen erwarten die Klimaforscher einen Anstieg um 4 Grad Celsius. Klimaschutz steht nicht über dem Naturschutz, Klimaschutz ist Naturschutz.

Wenn wir unseren Lebensstandard halten wollen und gleichzeitig die Erderwärmung bremsen müssen, dann sind erneuerbare Energien der Schlüsselfaktor. Windkraft ist nicht ein Baustein für die Energiewende, sondern der zentrale Baustein für Deutschland und war im letzten Jahr mit mehr als 30 Prozent die stärkste Energiequelle in der Stromerzeugung. Fotovoltaik hat ein großes Potential und wir sollten es endlich nutzen, liefert aber nur im Sommer und tagsüber Strom.

Sinzig hat fast 1700 Hektar Wald. Für fünf Windenergieanlagen werden fünf bis zehn Hektar oder 0,35 Prozent unseres Waldes benötigt. Dazu kommt, dass der Harterscheid seit Jahrhunderten als Wirtschaftswald benutzt wird und von einem Netz von geradlinigen Wegen durchzogen ist. Deren Anbindung ist von der A61 für die Bauzeit möglich, so dass in unserem Fall keine größeren Fällungen für die Wegeführung zu erwarten sind. Der Harterscheid ist kein homogener Waldbestand alter Eichen und Buchen. Auch dieser Wald besteht aus einem Mosaik verschiedener Bestände. Er hat viele schützenswerte Flächen, die auch gesetzlich vor der Nutzung für Windenergieanlagen (WEA) geschützt sind. Es gibt aber auch genügend Flächen, die sich für Windenergieanalgen eignen.

Ob durch die geplanten Standorte Tiere und Pflanzen gefährdet werden, wird durch ein umfangreiches artenschutzrechtliches Gutachten geklärt. Nur dann, wenn keine geschützten Arten gefährdet wären, kann eine WEA errichtet werden. Ein ungebremster Klimawandel ist für unserer Tier- und Pflanzenwelt das größere Risiko.

Eine WEA erzeugt mehr als 12.000 Megawattstunden Strom jährlich – genug, um rund 3000 Haushalte zu versorgen. Es gibt kein vergleichbares Potential für erneuerbare Energien in Sinzig. Wer dieses Potential nicht nutzen möchte, muss die Frage beantworten, woher unser Strom denn sonst künftig kommen soll. Für den Lärmschutz der anliegenden Wohnbebauung gibt es klare Richtwerte.

Windenergieanlagen sind in jeder Sicht nachhaltig. Bereits nach wenigen Monaten haben sie die Energie erzeugt, die zum Bau der Anlage notwendig ist. Die Standzeit von 20 Jahren ist nicht durch die Abnutzung der Anlagen oder die Förderung bestimmt, sondern durch die formale Genehmigung und durch die technologische Entwicklung. Über Rückbau und Wiederverwertung von WEA kann man sich z. B. auf der Website wind-energie.de informieren. Von Anfang an werden Rückbau und Recycling mitgeplant, und der Betreiber muss für den Rückbau Rücklagen bilden. Auch die Fundamente werden, außer bei notwendigen Pfahlgründungen, komplett entfernt. Dies kann man als Pächter in einem Pachtvertrag zusätzlich regeln.

Am Ende werden wir uns daran messen lassen müssen, was wir getan haben, um unseren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Bekenntnisse zum Natur- und Umweltschutz sind gut. Was wirklich zählt, ist aber nur das, was wir tatsächlich für Natur und Umwelt tun.

Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen Sinzig