100 Prozent Erneuerbare Energien bis 2030 – Remagener Grüne sehen Kreis gefordert

Auf der Tagesordnung der letzten Fraktionssitzung vor der Sommerpause stand bei den Remagener Grünen am Dienstag Abend das Thema „erneuerbare Energien“ in der Römerstadt und im Kreis Ahrweiler. Anlass war die Ablehnung durch eine Mehrheit in den städtischen Gremien, im Rahmen eines Planabweichungsverfahrens die Standortfrage von Windrädern in Remagen definitiv zu prüfen. Ohne dass sich die Grünen vorab für Standorte in Remagen festlegen wollten, so die stellvertretende Grünen-Fraktionssprecherin Karin Keelan, sollte auf diese Weise die Möglichkeit der Anlage von Windrädern doch generell geprüft werden. Zudem wollten die Grünen durch die Initiative der Stadt verhindern, dass ein privater Investor Tatsachen schafft, bei denen der Stadtrat nicht mehr gefragt würde.

Mit der Ablehnung des Grünen-Antrags ist auch die Anregung vom Tisch, gemeinsam mit den Nachbargemeinden Grafschaft und Sinzig zu planen. Auch dies hatte die Grünen-Fraktion beantragt. Hierdurch sollte einerseits die Konkurrenz um eventuelle Standorte und vielleicht anfallende Pachtgebühren von Windrädern unterbunden, zum anderen ein gemeinsamer Beitrag zur Energiepolitik des Kreises Ahrweiler geleistet werden, so Karin Keelan.
Am 10. Juni 2011 hat der Kreistag von Ahrweiler bekanntlich den Beschluss gefasst, den Stromverbrauch im gesamten Kreisgebiet bis zum Jahr 2030 bilanziell zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien zu decken. Nach Ansicht von Grünen-Fraktionssprecher Frank Bliss, der auch Mitglied des Kreistages ist, sei auf diesem Wege allerdings bisher weder in Remagen noch andernorts etwas passiert.

Nach dem Zustandsbericht vom August 2012 waren im Kreis Ahrweiler erst neun Windenergieanlagen am Netz, davon eine kleine Anlage aus den 1990er Jahren in der Ortsgemeinde Reifferscheid und acht ebenfalls kleinere Anlagen in der Ortsgemeinde Weibern, davon ebenfalls vier aus den 1990er Jahren. Zwar hätten sich nach Erfahrungen der Grünen sehr viele private Haushalte und auch der Kreis selbst bei zahlreichen Schuldächern im Bereich der Solarenergieerzeugung engagiert, jedoch fehlt die besonders effiziente und ertragreiche Biomassenverstromung bisher fast ganz. Ein Antrag der Grünen-Kreistagsfraktion, zu untersuchen, ob die im Kreisgebiet anfallende Biomasse gemeinsam mit der aus Nachbarkreisen gemeinsam in einem entsprechend großen Kraftwerk zu Strom verarbeitet werden könnte, wurde bekanntlich ebenfalls abgelehnt.

Um Wildwuchs durch Windräder an ungeeigneten Standorten zu verhindern, andererseits um sich zur Windenergie auch in Kreis Ahrweiler zu bekennen, sehen die Remagener Grünen nunmehr den Landrat gefordert. Doktor Pföhler selbst müsse das Heft in die Hand nehmen und eine Initiative zur Koordination der Gemeinden im Kreis ergreifen, so Frank Bliss. Gemeinsam müsse nach geeigneten Standorten gesucht werden.

Der Kreis, die Kommunen, Parteien und Bürger müssten sich zusammensetzen und gegebenenfalls auch Kompromisse finden. Dabei müsse das beliebte Sankt-Florians-Prinzip („Erneuerbare Energien Ja! Windräder überall – nur nicht bei mir“) allerdings überwunden werden. Auch, so die Grünen, müssten jene „Vorkämpfer für den Umweltschutz“, die im Jahre 2013 und nach den Atomkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima noch immer auf Atomkraft setzten oder für die der „Strom aus der Steckdose kommt“, gemeinsam ins politische Abseits gestellt werden.