Für Gentechnik-freie Lebensmittel, gegen schrankenloses US-Freihandelsabkommen 2013-09-032013-09-03 Ministerin Ulrike Höfken erläutert auf Einladung der Remagener Grünen-Fraktion Kernprobleme der Landwirtschaftspolitik Mit Sorgen verfolgt die Rheinland-Pfälzer Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken die Verhandlungen, die die EU zur Zeit hinter verschlossenen Türen mit den USA über ein Freihandelsabkommen durchführt. Auf Einladung der Remagener Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen wies die Ministerin am Sonntag in der Casa Antonio Lopez darauf hin, dass die USA auf die Freigabe gentechnisch manipulierter Agrarprodukte bestünden und die EU-Kommission möglicherweise ihre zur Zeit noch ablehnende Haltung gegenüber der Gentechnik in Nahrungsmitteln ändern würde. „Nur um ein paar Autos mehr verkaufen zu können, droht uns hier große Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung“, so Höfken. Dabei seien die Gefahren der Gentechnik in der Landwirtschaft bereits heute deutlich: Kanada könne schon keinen Raps mehr anbauen, der absolut frei von gentechnisch veränderten Sorten sei. Noch schlimmer in Mexiko. Das mittelamerikanische Land habe die Gentechnik zwar für Mais verboten, aber es sei schon so viel von gentechnisch verändertem Material in die Natur „entwischt“, dass der Export gentechnik-freier Maissorten nicht mehr möglich sei. Ein zweites Problem des Freihandelsabkommens ist nach Höfken die anhaltende und eher noch zunehmende gesundheitlich Bedrohung durch Antibiotika in Fleisch. In den USA würden hemmungslos Antibiotika präventiv eingesetzt. Sollte dieses Fleisch aufgrund des Freihandelsabkommens nach Europa gelangen, so würde die Zahl der Menschen deutlich ansteigen, denen dieses lebenswichtige Medikament nicht mehr helfen kann. Dabei sei in Deutschland die Verwendung von Antibiotika bei der Tierhaltung bereits schon heute an der obersten Grenze angelangt. Noch mehr sei absolut unverantwortlich. Vielmehr müsse auch in Deutschland die Verwendung von derzeit 1.700 Tonnen Antibiotika alleine im Bereich der Tierhaltung (bei „nur“ 800 Tonnen in der Humanmedizin) deutlich zurückgehen. Wenig appetitlich ist aus Sicht der Ministerin auch das Bestreben der USA, ihre mangelhaften Standards bei der Konservierung von Lebensmitteln in das Abkommen mit Europa einzubringen. So dürften in den USA Lebensmittel bestrahlt werden, um länger frisch auszusehen und sogar die Chlorierung von Nahrungsmitteln sei erlaubt, auch aus der Sicht der Diskussionsrunde eine wenig erfreuliche Aussicht für Europa und Deutschland. Besonders das Thema „unsere täglichen Nahrungsmittel“ wurde im Anschluss an den Vortrag von Ministerin Höfken lebhaft diskutiert. „Wenn in der Hühnersuppe namhafter Markenfirmen in einem Liter Suppe genau 0,6 Gramm Huhn gemessen werden können und der Rest aus Aromen, Geschmacksverstärkern und sonstiger Nahrungschemie besteht, dann ist damit die Grenze des Erträglichen erreicht“, so die Rednerin. Ebenso wehrte sich die Ministerin unter Beifall des Publikums gegen das Prinzip, bei öffentlichen Kantinen und dabei sogar bei der Verpflegung von Kleinkindern in Kitas immer nur den billigsten Anbieter zu nehmen. „Mit den Worten eines renommierten Arztes des Berliner Charité-Krankenhauses kann ich da nur sagen, dies ist Körperverletzung, wenn Kindern vitaminlose Pampe vorgesetzt wird, die sogar vorgekocht mit dem LKW durch ganz Europa gekarrt worden ist und nur noch aufgewärmt wird“, sagte Höfken. Hiergegen müssten vor allem die Eltern auf die Barrikaden gehen. Die Rheinland-Pfälzer Landesregierung bemühe sich deshalb, mit dem Projekt „Schulobst“ einen Beitrag zu gesünderem Essen zu leisten. Ab September können Kindertagesstätten in ganz Rheinland-Pfalz am EU-Schulobstprogramm teilnehmen. Jetzt gehe es darum, die Belieferung der Kitas zu organisieren. Wie Ministerin Höfken betonte, sollen möglichst viele Einrichtungen durch landwirtschaftliche Erzeuger aus ihren Regionen beliefert werden. Betriebe aus dem Kreis Ahrweiler seien daher ausdrücklich aufgefordert, sich als Lieferanten zu bewerben. Im Namen der Remagener Stadtratsfraktion dankte deren Sprecher und Kreistagsmitglied Frank Bliss abschließend der Ministerin, indem er ihr passend zum Thema des Vortrages eine rote Trockenbeerenauslese von der Ahr aus ökologischem Anbau überreichte.
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