Schöne Stadt, schlecht geführt: Grüne besichtigten Sinzig

DSC_0063Zu einer Besichtigung der Sinziger Kernstadt luden die Grünen am Sonntag interessierte Bürgerinnen und Bürger ein. Los ging es vor der Sinziger Kirche St. Peter, die weit sichtbar das Bild der Stadt prägt, Die Gäste informierten sich über die Sinziger Geschichte als Sitz einer Kaiserpfalz, den Zehnthof und Details des Kirchenbaus. Anschließend widmeten sich die Grünen der Gegenwart der Stadt, und die kann nicht immer mit der glorreichen Vergangenheit mithalten. So waren die sichtbaren Leerstände beim Rundgang durch die Innenstadt ebenso Thema wie die mangelhafte Barrierefreiheit.

 

Schnell war auch klar, dass Fußgänger und Fahrradfahrer einen schweren Stand gegenüber dem motorisierten Verkehr haben. Eine vernünftige Bus-Anbindung an die Innenstadt ist auch Fehlanzeige. Am Europabrunnen – übrigens einer der wenigen Europabrunnen in Deutschland – machte sich der Grüne Fraktionsvorsitzende Binnewerg mit seinen Stadtratskollegen auch wieder für eine Fußgängerzone im Hauptbereich der Bachovenstraße stark, um die Verweildauer der Passanten in der Innenstadt zu erhöhen.

Das Thema Verkehr begleitete die Grünen bis zum Sinziger Bahnhof. Hier wurde angeregt über den traurigen Zustand des Gebäudes und der Unterführung gesprochen. Eine Barrierefreiheit ist hier in gleich mehrfacher Hinsicht nicht gegeben: So fehlen Aufzüge, um Rollstuhlfahrer und Kinderwägen auf die Gleise in Richtung Bonn zu transportieren. Auch die Bahngleise selbst sind zu niedrig angelegt, weshalb das Besteigen von Waggons mit einem Höhenunterschied von einem halben Meter für ältere oder körperlich benachteiligte Menschen einem Parforceritt gleichkommt, benannte Harm Sönksen, Kandidat für den nächsten Sinziger Stadtrat, die Fakten. Zwar ist der Umbau der Bahnsteige in der Planung, aber wie lange wird es noch dauern? Bei der Gelegenheit wurde auch über die Zukunft des Hauptgebäudes gesprochen, welche von der Bahn zum Kauf angeboten wird.

Rege diskutiert wurde auch über das Ehrenmal. Wolfgang Kirstein von den Sinziger Grünen erinnerte daran, dass sehr wahrscheinlich auch Sinziger Sozialdemokraten, Kommunisten, Homosexuelle oder Sinti und Roma dem Dritten Reich zum Opfer fielen. Damit sollte sich die Stadt historisch beschäftigen und die Toten mit einer Ehrentafel zusammen mit den in einem sinnlosen Aggressionskrieg gestorbenen Sinzigern ehren. Dazu gehört in Kirsteins Augen auch, dass man die Namen der ermordeten Sinziger Juden an dieser Stelle ehrt, da das gesonderte Ehrenmal an der Rheinstraße nicht prominent und eher versteckt angebracht ist. Unverständlich sei auch, warum Sinzig seinen ermordeten Juden im Gegensatz zu Remagen oder Bad Neuenahr-Ahrweiler noch nicht mit so genannten Stolpersteinen gedenkt.

Der Weg führte dann vorbei an der Regenbogenschule, die eine energetische Sanierung braucht, zur Jahnhalle, die wirklich eine Grundsanierung nötig hat, an der nicht vorhandenen Mensa vorbei zum Kindergarten Storchennest, wo der Neubau für die U3-Gruppen von außen in Augenschein genommen wurden, ein Entschluss, der damals von den Grünen im Rat mitgetragen wurde. Das wurde allgemein als Zeichen gesehen, dass man in der Stadt doch etwas bewegen kann.

Abschließend berichtete Stadtrat Klaus Hahn, dass der Ortsbeirat der Kernstadt erfreulicherweise auf die Ausweisung neuer Baugebiete verzichtet hat. Die städtische Verwaltung setzte sich aber darüber hinweg und hat ein 2,3 Hektar großes Gebiet zwischen Sinzig und Westum südlich der Straße „Auf dem Strengel“ zusätzlich eingebracht. Damit liegen bei einer Gesamtausweisung von 15,5 Hektar im neuen Flächennutzungsplan 11,4 Hektar neues Bauland im Einzugsgebiet der K44 zwischen Sinzig und Löhndorf – mit Folgen für das Verkehrsaufkommen und die Umwelt.

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