Intelligente Stadtentwicklung – Andreas Hartenfels bei „Grünen Gesprächen“ 2014-11-262015-07-14 Vergangenen Freitag luden die Sinziger Grünen zum Thema „Intelligente Stadtentwicklung“ interessierte BürgerInnen in das Sinziger Schloss ein. Fazit der Gäste und der Referenten war: Sinzig braucht neue Konzepte! Im vollen Saal des Sinziger Schlosses stellte zunächst Andreas Hartenfels, Mitglied des Landtages für Bündnis 90/Die Grünen, die Grundlagen für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Stadtentwicklung vor. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels braucht es zukunftsfähige Konzepte zur Gestaltung der Innenstädte. Im Kreis Ahrweiler ist die Entwicklung der Bevölkerungszahlen konstant. Bis 2030 wird die Bevölkerung im Kreis um 6% sinken. Jeder 4. wird dann älter als 65 sein. Das ist auch deshalb entscheidend, da immer weniger Menschen für den Unterhalt der Infrastruktur aufkommen müssen. Neue Neubau- und Gewerbegebiete werden erschlossen. Seit 1997 betrug der Gebäudezuwachs 15%, während die Bevölkerung um über 4% abnahm. Die Frage nach einer zukünftigen Entwicklung ist also berechtigt. Wie aber geht man mit diesen Anforderungen um? Hartenfels stellt verschiedene Methoden vor, mit denen sich der zukünftige Bedarf ermitteln lässt. Über ein Leerstandskataster hinaus, stellte er Module vor, die den kommunalen Verwaltungen die Möglichkeit bietet, statistische Daten mit in die Planung einfließen zu lassen um so eine bessere Vorhersage treffen zu können, wo mit Leerständen zu rechnen ist. Weiterhin ist für Investitionen ein „Erfolgskostenrechner“ notwendig. Hiermit kann bestimmt werden, wie nachhaltig eine Investition war oder sein wird. Was kostet uns ein Gebäude in 50 Jahren? Die Folgekosten von öffentlichen Gebäuden soll somit bestimmt werden können. Hieraus ergeben sich direkt Handlungsempfehlungen für die Räte, wenn es um die Entscheidung zu geplanten Maßnahmen geht. Darüber hinaus stellte Hartenfels, der schon seit über 15 Jahren mit den Themen Stadtentwicklung, nachhaltige Planungen in den Kommunen und verwandten Themen beschäftigt ist, verschiedene Möglichkeiten vor, auch mit Hilfe der BürgerInnen aktiv auf die Entwicklung von Städten und Dörfer hinzuarbeiten. Verschiedene Werkzeuge der Städtebauförderung kämen auch Sinzig zu Gute. Die Bundesmittel für die Entwicklung von Brach- und Konversionsflächen wurde jüngst von 450 Millionen auf 650 Millionen Euro erhöht. Forderung der Grünen ist, verstärkt auf interkommunale Kooperationen hinzuarbeiten. Es bringe nichts „Kaufkraft aus den umliegenden Städten und Kommunen abzuziehen“, wie es Bürgermeister Kroeger bei der Bürgersprechstunde letzen Monat verkündete. Auf die Frage der Grünen hin, ob ein weiterer (größerer) Supermarkt in Sinzig überhaupt nötig sei, antwortete Kroeger, Sinzig ziehe sogar Kaufkraft aus Neuenahr und Bad Breisig ab. Sinnvoll, so Hartenfels, ist das nicht. Auch die AnwohnerInnen können sich aktiv in die Gestaltung ihrer Städte einbringen. So wird die Ausbildung ehrenamtlicher „Leerstandslotsen“ gefördert, die Ideengeber für die Entwicklung von Leerständen in Kommunikation mit den Eigentümern von Immobilien fungieren sollen. „Bestehende Zentren müssen gepflegt und entwickelt werden. Barrierefreies Wohnen, lebendige Zentren; dass eine Lebenswerte Stadt auch ‚Lebensqualität‘ ist, wird gerne vergessen“, so Hartenfels. Bei seiner Analyse der Pläne zur Bebauung der Jahnwiese durch einen Supermarkt bleibt Hartenfels diplomatisch. „Wenn ich mir vorstelle, dass eine Freifläche wie die Jahnwiese als neues Zentrum für einen Supermarkt und Feuerwehr mit Anfahrt über schul- und kindergartennahe Straßen entstehen sollte, würde ich mir Gedanken machen.“ Eine Nutzung der Fläche vor dem historischen Panorama des Schlosses ergibt für ihn als Fachmann keinen Sinn. Wie der Bebauungsplan auch, sieht er das Grundstück als wertvolle Möglichkeit für die Stadtentwicklung für die Gemeinschaft. Guido Hagel, Innenstadtentwickler Referatsleiter beim Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, schließt sich dieser Auffassung an. Sinzig muss zukünftig mit drei I geschrieben werden: impulsgebend, innovativ, interessant. Er darüber hinaus mit einigen Beispielen aufwarten, wie eine bedarfsorientierte Bebauung aussehen könnte. Eine „Gemischte Nutzung“, gewerbliche und gemeinschaftliche Flächen, wäre hier sehr gut umzusetzen. „Vielleicht passt auch nichts“, meint Hagel, auch das wäre eine Möglichkeit. Kommt es zu einer Bebauung, hat für ihn eine „Nachhaltige Bauweise“ mit entsprechenden Zertifizierungen besonderes Gewicht. Wilfried Eraßmy Hans Hoppe, Architekt aus Sinzig und langjähriges Mitglied im Stadt- und Ortsbeirat, schloss sich dieser Einschätzung an. Nicht nur, dass die vorgelegten Pläne „mit Qualität nichts am Hut“ hätten, sie wären auch unsinnig. Eine gemischte Bebauung kann auch er sich vorstellen. Durch das Gefälle wäre von der Kolpingstraße sogar die Zufahrt zu einer Tiefgarage möglich. Wenn sich kein Investor fände, der eine Bebauung zu Gewerblichen Zwecken und für die Gesellschaft ermögliche, kann er sich auch sehr gut ein Genossenschaftsmodell vorstellen, in das sich BürgerInnen einkaufen und so selbst ihre Stadt gestalten können. Eine Idee, die bei den Gästen sehr gut ankommt. „Die Jahnstraße kommt weg, die braucht keiner“, komplettiert er die Planung, womit auch der Kindergarten- und Schulbereich verkehrsberuhigt würde. Auch Architekt Wilfried Eraßmy plädiert dafür, „Einen Schritt zurück zu machen“ und zunächst einen Leitbildprozess anzustoßen, in dem alle ein Bild ihres gemeinsamen Sinzig entwickeln könnten. Mit vielen guten neuen Ideen und konkreten Vorschlägen, wie eine intelligente Stadtentwicklung aussehen kann und mit welchen Maßnahmen, sehen die Sinziger Grünen viel Potential für eine Stadtentwicklung, die allen zu Gute kommt und neue Perspektiven bietet. Dabei legen die Grünen grossen Wert darauf, dass sich alle BürgerInnen an der Modellierung beteiligen und Ihre Idee von einem „Mein Sinzig“ mit einbringen.
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