Lebensraum für Honig- und Wildbienen schaffen Barbara Hartmann zu Gast bei Bündnis 90/Die Grünen

Barbara Hartmann vom Kreisimkerverband Ahrweiler bei der Kreismitgliederversammlung der Grünen

Kreis Ahrweiler Was können wir unternehmen, um das Überleben dieser wertvollen Tiere zu sichern? Diese Frage stellte die Expertin vom Kreisimkerverband in den Mittelpunkt.

Auf unseren Äckern und Wiesen ist es still geworden, allein von den Wildbienenarten in Deutschland sind sieben Prozent ausgestorben. Anlass genug für die Grünen im Kreis Ahrweiler, bei Bienenexpertin Barbara Hartmann vom Kreisimkerverband um einen Besuch bei der Grünen Kreismitgliederversammlung nachzufragen. Ihren Vortrag vor einem großen Kreis von Zuhörerinnen und Zuhörern leitete sie ein mit dem Motto „Gebt ihnen Pollen“. Es gibt über 500 Wildbienenarten in Deutschland. Diese gilt es zu schützen, kümmert sich doch um die Honigbiene ein Imker, die Wildbiene muss alleine zurechtkommen. Dabei sind die Insekten oft nur Millimeter groß und werden zudem noch mit Fliegen oder anderen Insekten verwechselt. Die Blütenpollen dienen den Honigbienen, Wildbienen und Hummeln als Nahrung für ihre Nachkommen. Als Bienenfutter im Frühjahr bietet sich zum Beispiel die Lenzrose und die Pflaumenblüte an. Trachtpflanzen nennt die Imkerei die Futterpflanzen der Bienen, auf der Bienenweide sammelt die Biene Nektar, Honigtau oder Pollen. Frau Hartmann nennt hier besonders die Zwiebel als wichtige Frühblüher: Winterling, Krokus, Schneeglöckchen, die bei milden Temperaturen schon im Januar von den (Wild-) Bienen gesucht und besucht werden.

Je nach Bienenart sucht sie sich ihre Nahrung im Umkreis von 100 Metern bis 3 Kilometern. Barbara Hartmann empfiehlt, Stauden bis März oder April im Garten zu belassen, hier nisten im Winter manche Wildbienenarten. Bis Oktober nehmen Bienen aus Pflanzen mit offenen Blüten Futter auf. Daher ist es wichtig, im Garten bis in den Herbst hinein allen blütenbesuchenden Insekten nektar- und pollenspendende Pflanzen anzubieten. Dabei sind einfach blühende Stauden/Pflanzen als grobe Orientierungshilfe den gefüllten vorzuziehen. Wildbienen sind dabei empfindlicher, da sie oft auf bestimmte Pflanzengruppen angewiesen sind. Leider war die Blühmischung, die vom Kreis Ahrweiler verteilt wurde, nur sehr wenig blühfreudig. Hier gilt es, auf regionales Saatgut zurückzugreifen und auch einmal die Natur entscheiden zu lassen, welche Pflanzen an einem Standort wachsen.

Besondere Sorgfalt erfordert die Standortauswahl von Blühflächen, um eine Kontamination durch Wirkstoffe von Pflanzenschutzmittelanwendungen zu vermeiden. In einer einzigen Probe Blütenpollen aus Bienenvölkern eines Standortes in Rheinland-Pfalz wurden 34 verschiedene Wirkstoffe aus dem Pflanzenschutz im Rahmen des deutschen Bienenmonitorings nachgewiesen. Dazu fordert der Kreisimkerverband auch im Rahmen genauer Ursachenanalysen von Seiten des Umwelt- und Landwirtschaftsministeriums in Rheinland-Pfalz die Ursachen von Vergiftungen und Verunreinigungen von Pollen und Wachs zu untersuchen und auch das Monitoring von invasiven Arten wie dem Kleinen Beutenkäfer und der Asiatischen Hornisse auszubauen. „Ganz wichtig ist der Dialog zwischen Landwirt*innen, Winzer*innen, Imker*innen, Naturschützer*innen und der Landwirtschafts- wie auch Umweltverwaltung“, appelliert die Bienenexpertin des Kreisimkerverbandes. „Nur gemeinsam auf Grundlage wissenschaftlicher Fakten können wir das Überleben der (Wild-)Bienen sichern.“

In Rheinland-Pfalz könnte eine ausgewogene Beratung erreicht werden, würden bei Feldbegehungen die staatlichen Berater*innen von einer agrarökologischen Fachkraft begleitet. Weitere Forderungen an die Verwaltungen sind das Verbot aller Pestizide in Naturschutzgebieten, Schutz der Streuobstbestände, Ausbau des Biotopverbundes auf 15 Prozent der Landesfläche und ein Verbot von Pestiziden für Privatgärtner*innen.

„Die Zahl der Hobbyimker steigt stetig und mit ihr die Gefahr, durch Unwissenheit das Tierwohl der Bienen zu gefährden“, beantwortet Barbara Hartmann eine Frage aus dem Auditorium. „Imkernachwuchs an die Arbeit mit Honigbienen heranzuführen gelingt über Patenschaften und Begeisterung für die Biene kann man bei Kindern zum Beispiel über den gemeinsamen Bau von Nistmöglichkeiten für Wildbienen wecken.“ Zum Abschluss gab es noch einen praktischen Tipp der Imkerin: Um die Verbreitung von Bienenkrankheiten wie der Amerikanischen Faulbrut zu verhindern, Honiggläser bitte immer vor dem Wurf ins Altglas spülen. „Es war ein sehr aufschlussreicher Einblick in die Welt der Bienen“, bedankte sich die Kreissprecherin der GRÜNEN Birgit Stupp bei der Referentin, „und wieder zeigt sich, wie wichtig es ist, alle Akteure und die Bürgerinnen und Bürger für einen guten Naturschutz mit an Bord zu nehmen.“

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