Wald im Klimastress: Grüne Position für eine neue Forstpolitik in Sinzig

So könnte es bald auch im Sinziger Stadtwald aussehen: sterbender Laubwald im Harz, nachdem man dort mittels Einschlag aufgelichtet hatte. Foto: Adobe Stock/dk-fotowelt
So könnte es bald auch im Sinziger Stadtwald aussehen: sterbender Laubwald im Harz, nachdem man dort mittels Einschlag aufgelichtet hatte. Foto: Adobe Stock/dk-fotowelt

In der letzten Sitzung des Sinziger Stadtrats Ende August hatte die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen erfolglos eine Änderung der Waldbewirtschaftung beantragt und sich dafür eingesetzt, dass die geplante Fällung von Laubbäumen ab sofort für eine unbestimmte Zeit ausgesetzt wird. Als erste Erfolge der Diskussion sollen nun Waldrefugien ausgewiesen werden. Die Auswirkungen des Klimawandels haben nach drei außergewöhnlich trockenen Jahren zu einem fast kompletten Absterben der Fichten in unserer Region geführt, die zu den trockensten in Rheinland-Pfalz gehört.

Mit über 850 Hektar Wald gehört die Stadt Sinzig zu einer der waldreichsten Kommunen im Kreis. Der Anteil Fichten war glücklicherweise nur relativ gering. Nach drei trockenen Jahren weisen nun auch erste Laubbäume Schädigungen auf. Es stellt sich deshalb die Frage, wie wir unsere verbliebenen Waldbestände möglichst klimaresistent erhalten. Buchen mit einem Alter von mehr als 180 Jahren finden sich nur noch auf 0,35 Prozent der Sinziger Waldfläche. Buchen können in unseren Breiten jedoch über 500 Jahre alt werden. Da alte Laubbäume ökologisch besonders wertvoll sind, bestimmten Vogelarten als Habitat dienen und besonders viel Kohlendioxid binden, sollten diese alten Buchenbestände besonders geschützt werden.

Die Leuphana Universität Lüneburg hat in einer Studie herausgefunden, dass die Empfindlichkeit für Klimaschwankungen bei Buchen stark von ihrer Bewirtschaftungshistorie abhängt. In sehr trockenen Zeiten blieb das Wachstum der bewirtschafteten Buchen deutlich hinter dem der unbewirtschafteten Bäume zurück. Der Effekt war umso ausgeprägter, je länger der Bestand nicht mehr bewirtschaftet wurde. Die Ergebnisse dieser Studie sind für die Bewirtschaftung von Buchenwäldern im Angesicht des Klimawandels von großer Bedeutung. Sie zeigen, dass gewöhnliche Eingriffe der Waldbewirtschaftung, wie beispielsweise die Durchforstung, bislang ungeahnten Einfluss auf die Widerstandsfähigkeit von Waldbäumen haben und ihre Resistenz im Klimawandel schwächen können.

Förster und Autor Peter Wohlleben sagt dazu: „Das Rezept zur Stärkung unseres Waldes ist so einfach: weniger tun. Der Mensch aber ist ein Macher. Einfach nur zusehen fällt uns so schwer! Und politisch ist Nichtstun auch schwer zu verkaufen. … Eins ist sicher: Keine Wälder liefern noch viel weniger Holz!“

Traditionell wird der Wald als Wirtschaftsgut betrachtet, der für die Kommune einen Gewinn erwirtschaften muss. In Zeiten des Klimawandels wird die Funktion des Waldes als Wasser- und Kohlendioxid-Speicher immer wichtiger. Zudem wird deutlich, dass im Hochsommer die Umgebungstemperatur im Wald um bis zu 15 Grad unter der Umgebungstemperatur von städtischen Regionen liegen kann. Da derzeit mit Holz auch kein Gewinn erwirtschaftet wird, setzen sich die Sinziger Grünen dafür ein, die Ziele der Sinziger Forstwirtschaft neu zu definieren und die vorhandenen gesunden Laubbaumbestände derzeit komplett aus der Bewirtschaftung zu nehmen. Als einzige politische Gruppierung hat die Sinziger Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen mit dem Antrag auf Änderung des aktuellen Forsteinrichtungswerks reagiert, um nach drei trockenen und heißen Sommern der ständig wachsenden Gefahr entgegenzuwirken, dass der Sinziger Stadtwald weiter geschädigt wird.

Pressemitteilung der Bündnis 90/Die Grünen Ortsverband Sinzig

Print Friendly, PDF & Email