Vorerst kein Fairtrade-Kreis Ahrweiler: GRÜNE machen auf kommunaler Ebene weiter

Mit Unverständnis reagiert die GRÜNE Kreistagsfraktion auf die Vertagung einer Zertifizierung des Landkreises zum Fairtrade-Landkreis. Den Antrag zu einer Zertifizierung stellten die GRÜNEN in der Kreistagssitzung vom 25. Juni 2021. Mit der Zertifizierung hätten im Einflussbereich der Kreisverwaltung zeitnah erste Maßnahmen gegen die schlimmsten Formen von Kinderarbeit und für faire Löhne ergriffen werden können. Stattdessen stellte die Koalition aus CDU, FWG und FDP den Antrag, die Zertifizierung zu vertagen. Die Begründung lautete, dass zunächst alle hauptamtlich geführten Kommunen des Kreises als Fairtrade-Kommunen zertifiziert werden, also vorangehen sollen.

„Die Idee des Antrags war aber gerade, dass der Kreis mit gutem Vorbild vorangeht und eben nicht die Delegation der für eine Zertifizierung notwendigen Schritte (etwa der Gewinnung von 24 Geschäften und 12 Gastronomiebetrieben im Kreis, die faire Produkte anbieten) an die Städte und Gemeinden“, so Richard Klasen, der den Antrag für die Fraktion stellte: „Auch in der Kreisverwaltung selbst, samt der kreiseigenen Schulen oder im Abfallwirtschaftsbetrieb gibt es gute Anknüpfungspunkte für einen Start Richtung fairer Handel und faire Beschaffung.“

„Mit der Vertagung verliert der Kreis nach Ansicht von uns GRÜNEN auch Zeit: Eine Zertifizierung zur Fairtrade-Town dauert bei idealen Bedingungen bis zu zwölf Monate, wenn es hakt, auch mehr“, so Fraktionssprecher Wolfgang Schlagwein. „Vor 2024 dürfte Ahrweiler daher nicht Fairtrade-Landkreis werden, und das ist schade.“

Die GRÜNEN im Kreis Ahrweiler werden jetzt verstärkt in den Gremien der Städte, Gemeinden und Verbandsgemeinden Altenahr, Bad Neuenahr-Ahrweiler, Bad Breisig, Brohltal und Grafschaft für eine Zertifizierung als Fairtrade-Kommunen werben. In der Verbandsgemeinde Altenahr und der Gemeinde Grafschaft haben die GRÜNEN Fraktionen daher im unmittelbaren Anschluss an die Kreistagssitzung bereits Anträge auf eine Fairtrade-Zertifizierung der Kommunen gestellt, weitere Schritte werden folgen.

„Das Beharren und Begleiten langwieriger Prozesse auf Kreisebene, beispielsweise im Bereich der Energiepolitik, ist uns durchaus geläufig und in einigen der bereits zertifizierten Kommunen waren die GRÜNEN federführend engagiert, so dass wir hier auch gern unterstützen können.“

Hintergrund Fairtrade:

Rund 780 Städte, Gemeinden und Landkreise haben sich deutschlandweit als Fairtrade-Kommunen zertifizieren lassen. Damit setzen sie ein klares Zeichen gegen ausbeuterische Kinderarbeit, für bessere Arbeitsbedingungen und eine faire und geschlechtergerechte Bezahlung der Menschen im Globalen Süden.

Um Fairtrade-Landkreis zu werden, muss unter anderem der Kreistag einen Beschluss zur Unterstützung des Fairen Handels verfassen und eine Steuerungsgruppe mit Personen aus den Bereichen Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft bilden. Diese koordiniert entsprechende Aktivitäten vor Ort. Der Verkauf fairer Produkte in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen und Kirchen, aber auch im Einzelhandel und Gastronomien soll gefördert werden.

Das Beschaffungsvolumen der öffentlichen Hand beträgt in Deutschland zwischen 350-500 Milliarden Euro im Jahr. Mehr als die Hälfte dieses Betrags wird durch die Kommunen umgesetzt. Diese Zahlen zeigen, welche Wirkungsmacht die Kommunen haben, um durch fairen Handel und faire Beschaffung zu einer gerechteren Welt beizutragen.