Maßnahmen gegen Starkregen im Soonwald als Beispiel für das Ahrtal?

Vor-Ort-Termin im Soonwald
Vor-Ort-Termin im Soonwald

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Altenahr informieren sich im Forstamt Soonwald

Neben dem Ahrtal leiden auch andere Regionen in Deutschland unter Starkregenereignissen. Im Juni 2021, drei Wochen vor der Katastrophe im Ahrtal, wurden im  Soonwald bei Bad Kreuznach die drei Dörfer Winterbach, Gebroth und Winterburg Opfer einer Geröll- und Flutwelle. Bernhard Frauenberger, Leiter des Forstamtes Soonwald, hat sogleich nach der Katastrophe mit seinen Kollegen Maßnahmen zur Hochwasservorsorge im höher liegenden Soonwald identifiziert und in die Wege geleitet. Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN VG Altenahr informierte sich vor Ort über die getroffenen Maßnahmen. 

„Es mag paradox klingen, aber die Hochwasservorsorge ist gleichzeitig der beste Schutz für unseren Wald bei Hitze und Dürre. Denn alles was wir an Wasser im Wald zurückhalten können, verzögert den Wasserabfluss bei einem Starkregen und kann dazu beitragen, den Scheitel der Hochwasserwelle zu mindern“, erklärt Frauenberger und fährt fort: „gleichzeitig unterstützt dieser Rückhalt im Wald die Grundwasserneubildung, denn die trockenen heißen Sommer mit großem Wassermangel sind in vielen Teilen Deutschlands ein großes und dringendes Problem für unsere Wälder“.

Der Fraktion zeigte er vor Ort konkrete Beispiele für den dezentralen Hochwasserschutz: sukzessive werden wichtige Wald- und Wiesenwege umgebaut. Sie erhalten eine gewölbte Form, wodurch die Regenmengen über Abschläge in den Wald umgelenkt werden. Da im Soonwald eine andere Topografie und andere Bodenvoraussetzungen als im Ahrtal gegeben sind, lassen sich die Massnahmen bei uns nicht eins zu eins übertragen. Es sollten aber Überlegungen angestellt werden, wie man die Wege in den Hanglagen des Ahrgebirges so gestalten kann, dass sie nicht zu einem Abflussbeschleuniger bei Starkregen werden.

Auch ein stufig aufgebauter Mischwald führt zu einer Reduktion des direkten Niederschlages auf den Waldboden. Die unterschiedlichen „Stockwerke“ des Waldes bremsen Starkniederschläge auf ihrem Weg zum Waldboden ab. Vor allem alte Buchen können durch ihre trichterförmige Wuchsform und ihre sehr breiten Kronen Starkniederschläge bremsen. Dieser Mischwald wird im Soonwald anteilig in Naturwaldentwicklungsfläche überführt. Alle Waldbesitzer sind gemäß den Vorgaben der Zertifizierung nach PEFC und FSC angehalten, 10% ihrer Waldfläche aus der regelmäßigen Nutzung zu nehmen, so werden diese alten Wälder geschützt und dienen der Hochwasservorsorge. Bei der Holzernte will man im Soonwald zukünftig auch Seilkrantechnik einsetzen, um die Befahrung der sensiblen Waldböden weiter zu reduzieren. Auf Freiflächen wurden versuchsweise in alten Entwässerungsgräben kleine Verbauungen angelegt, die das Wasser zurückhalten und die Entstehung von ökologisch wertvollen Feuchtflächen begünstigen. 

Die GRÜNEN aus Altenahr zeigten sich begeistert von soviel Klimaschutz und Hochwasservorsorge im Wald. Ein spezifisches Problem des Ahrtalgebirges kam dann noch zur Sprache: der hohe Bestand an Rotwild in unseren heimischen Wäldern. Dieser verhindert, dass in unserem Wald Jungpflanzen ohne Schutz, wie Wuchshüllen oder Zäune, keine Chance haben aufzuwachsen und es so zu keiner natürlichen Verjüngung oder Aufforstung kommt. „Hier muss es zu nachhaltigen Veränderungen kommen, ansonsten werden wir es nicht schaffen, alle wegen der  Borkenkäferkalamität freigestellten Flächen, zügig wieder zu bewalden und das wäre fatal für die Hochwasservorsorge“, war sich die Fraktion von BÜNDNIS 90 /DIE GRÜNEN einig. Man hofft auf Gespräche zwischen Kommunen, Privatwaldbesitzern und Forstverwaltung und nicht zuletzt auf Anregungen und Impulse durch die Hochwasserpartnerschaft Ahr.

 

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