Konstruktiver Dialog beim „Queeren Frühstück“

Partei- und Ratsmitglieder der GRÜNEN aus verschiedenen Kommunen des Kreises tauschten sich beim "Queeren Frühstück" mit den Betroffenen aus, um mehr über deren Situation und Belange zu erfahren.
Partei- und Ratsmitglieder der GRÜNEN aus verschiedenen Kommunen des Kreises tauschten sich beim "Queeren Frühstück" mit den Betroffenen aus, um mehr über deren Situation und Belange zu erfahren. Foto: Albert Dietz

Auf Einladung der GRÜNEN im Kreis Ahrweiler kamen Menschen mit ganz unterschiedlicher Historie zum „Queeren Frühstück“. Im Laufe der Diskussion wurde klar: Für Homo- und Bisexuelle sind die Hürden im Alltag heute viel geringer als noch vor 30 Jahren – auch wenn es immer noch Ressentiments gibt. Anders sieht es aus für Menschen, die nicht einfach nur „Frau“ oder „Mann“ sind. Für sie bringt das „Queer sein“ gerade im ländlichen Raum nach wie vor viele Kämpfe mit veralteten Strukturen mit sich.

Der Kreisverband Ahrweiler von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hatte eingeladen, um nachzuhaken und herauszufinden, wo queere Menschen im Alltag Hürden erleben. Die Bandbreite der angerissenen Aspekte war groß. Sie reichte von dem aktuellen Gender-Verbot des rheinland-pfälzischen Bildungsministeriums über Formulare, die nur „männlich“ und „weiblich“ kennen und Stress im Schulalltag für Kinder und Jugendliche, die nicht in das Raster der Mehrheit passen bis hin zur verkrusteten Aufklärung über die Biologie des menschlichen Körpers.

All diese Themen sind auch im Kreis Ahrweiler latent vorhanden; das wurde im Rahmen der Gespräche schnell deutlich. So entsteht manche Hürde erst, weil die Situation der Queeren nur schwer von Menschen eingeschätzt werden kann, die in den üblichen Kategorien groß geworden sind. Dies nötigt Queere leider oft deutlich – bisweilen auch überdeutlich – auf ihre Situation hinzuweisen und sehr private Dinge zu erklären, über die Menschen eigentlich nur ungern reden.

Dass sich Frauen auf einer Männertoilette unwohl fühlen, braucht nicht näher erläutert zu werden. Doch auf welche Toilette sollen Menschen gehen, die im Prozess der Geschlechtsangleichung stehen oder sich nicht in ihrem durch Geburt zugewiesenen Geschlecht wohl fühlen? Eine Diskussion im Vorraum einer Toilette zur Frage „Sind Sie denn hier richtig?“ möchte sicher niemand führen – insbesondere, wenn die Toilette wegen „dringender Bedürfnisse“ aufgesucht wird.

Auch Sammelumkleiden in Sportstätten und Schwimmbädern bieten Möglichkeiten, sich über körperliche Abweichungen anderer lustig zu machen. Dort vor allem Kindern und Jugendlichen mehr Schutz zu geben, muss im Interesse der Gesellschaft sein. Als Lösungsansatz zur Vermeidung solcher Probleme wurden genderneutrale Toiletten und entsprechend abgetrennte Sanitärräume vorgeschlagen.

Viel Raum zur Verbesserung bietet auch die Kommunikation mancher Firmen, Vereine und Behörden. An das „Fräulein“ als übliche Anrede für unverheiratete Frauen kann sich nur noch die ältere Generation erinnern. Heute wird meist gemäß der physischen Kategorie „Mann/Frau“ unterschieden. Sie ist jedoch für den Geschäftsablauf oft völlig unwichtig und wird meistens aus Gewohnheit benutzt, ohne dass dahinter ein Zweck steht. Hier sollten die Prozesse kritisch hinterfragt werden, zumal in diesem Bereich manch eine Änderung schnell und einfach umgesetzt werden könnte.

Diskussionsrunde beim "Queeren Frühstück"
Diskussionsrunde beim „Queeren Frühstück“

In diesem Zusammenhang begrüßten gerade die Nichtbinären und Transpersonen in der Runde den aktuellen Gesetzesentwurf der Bundesregierung zur „Selbstbestimmung in Bezug auf den Geschlechtseintrag“, über den am 12. April im Bundestag abgestimmt wird, als einen Schritt in die richtige Richtung.

„Wichtig ist, dass wir wahrnehmen, dass unser Gegenüber vor allem ‚Mensch‘ ist und damit Respekt verdient – unabhängig von Geschlecht, Abstammung, Sprache, Herkunft, Weltanschauung, sexueller Ausrichtung oder körperlicher Besonderheiten – ganz im Sinne von Artikel 3 unseres Grundgesetzes. In der Kommunikation sollten wir nicht nach den Unterschieden suchen, sondern fragen: Was verbindet uns? Die Betonung unserer Unterschiede lähmt viele Initiativen. Mit der Konzentration auf die Gemeinsamkeiten hingegen lassen sich Dinge viel besser bewegen“, so die GRÜNEN.

Die queeren Personen planen regelmäßige Zusammenkünfte im Kreis Ahrweiler – unabhängig von Parteien. Die GRÜNEN freuen sich darüber, dass sie mit dieser ersten Veranstaltung einen Stein ins Rollen gebracht haben und hoffen auf rege Beteiligung durch die queere Community. Interessierte können sich per E-Mail wenden an queertreff-ahrweiler@riseup.net .