Mehr Inklusion bietet Chancen für alle
Der Kreisverband Ahrweiler von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hatte eingeladen zu einem Diskussionsabend zum Thema Inklusion mit Corinna Rüffer, MdB. Im Gespräch mit der Berichterstatterin für Behindertenpolitik in der Bundestagsfraktion wurde schnell klar: Inklusion umfasst deutlich mehr als Lehr- und Betreuungsangebote für Menschen mit Behinderung. Vielmehr berührt das Thema viele Lebensbereiche von der Bildung über die Arbeitswelt, den Katastrophenschutz, Gesundheit, Pflege, Städtebau und dem Vereinswesen bis hin zur Sozialgesetzgebung.
Bei ihrem Besuch in Ahrweiler verwies Corinna Rüffer, die seit 2013 für die GRÜNEN im Bundestag sitzt, zunächst darauf, dass Deutschland sich 2009 zur UN-Behindertenrechtskonvention bekannt hat. Deren zentraler Leitgedanke ist die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen an allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens. Um Autonomie, Selbstbestimmung und Teilhabe zu ermöglichen, braucht es Barrierefreiheit sowie den Abbau von Sonderstrukturen. Im Ahrtal sieht Corinna Rüffer „gerade im Rahmen des Wiederaufbaus viele Chancen, um das Umfeld neu und damit inklusiv zu gestalten.“

Mit Blick auf die Flutkatastrophe am 14. und 15. Juli 2021 wurde auch die Etablierung allgemeiner Strukturen für einen inklusiven Katastrophenschutz diskutiert. Dazu Corinna Rüffer: „Es führt kein Weg daran vorbei, bei der Planung von Städten, Wohnquartieren, aber auch Rettungswegen, Sammelplätzen und ähnlichen Infrastruktur-Komponenten die Bedürfnisse von Menschen mit Beeinträchtigung zu berücksichtigen. Das passiert leider oft nicht. Ein Grund dafür ist der enorme Nachholbedarf zum Thema Inklusion in unseren Berufsausbildungen und Studiengängen. Ob im Bereich der Architektur, der Raumplanung oder dem Bau – wir müssen die Inklusion von Anfang an mitdenken.“ Dazu kommt, dass von Barrierefreiheit nicht nur Menschen mit Behinderung profitieren. Rampen, bodengleiche Einstiege in Bus und Bahn oder gut lesbare Schilder auf kontrastierendem Hintergrund machen auch vielen älteren Personen, Eltern mit Kinderwagen und allen, die kurzzeitig motorisch oder sensorisch eingeschränkt sind, das Leben einfacher bzw. ermöglichen erst eine gesellschaftliche Teilhabe.
Potenzial für mehr Inklusion sehen die GRÜNEN auch im Bildungsbereich. In der Diskussion mit Corinna Rüffer wurde deutlich: Echte Inklusion braucht kleinere Klassen, multiprofessionelle Teams und bessere Aus- und Fortbildung. Ein inklusives Schulsystem muss sich an die Vielfalt der Kinder anpassen – nicht umgekehrt. Solange das nicht gelingt, bieten Förderschulen oft den besseren Rahmen, drohen aber ohne Kooperation mit Regelschulen zu isolierten Inseln zu werden.

Diskutiert wurde auch die strukturelle Behandlung von Menschen mit Behinderung. Hier setzen die GRÜNEN insbesondere auf maximale Autonomie. „Untersuchungen haben gezeigt, dass viele Menschen mit Beeinträchtigungen nach entsprechender Förderung ganz oder größtenteils autonom leben können. Auf dem Weg dahin entspricht der finanzielle Aufwand meistens dem einer Betreuung. Ist die Autonomie einmal erlangt, benötigen diese Menschen aber deutlich weniger Hilfe in Form von finanziellen Mitteln und Personal zur Betreuung und fühlen sich besser“, so die Abgeordnete Rüffer und einhellige Meinung der Anwesenden.