Vier Jahre nach der Flut: ÜMP-Konzept und natürlichen Hochwasserschutz umsetzen

Die Ahr bei Bad Neuenahr im April 2025
Die Ahr bei Bad Neuenahr im April 2025, Foto: Jutta Dietz

Anlässlich des vierten Jahrestages der Ahrflut weisen die GRÜNEN im Kreis Ahrweiler erneut darauf hin, dass die Umsetzung des ÜMP, dem „Plan zur Umsetzung und Weiterentwicklung von überörtlichen Maßnahmen zur Hochwasser- und Starkregenvorsorge“, zügig angegangen werden muss. Neben dem sukzessiven Bau von Hochwasser-Rückhaltebecken sollten auch die Maßnahmen zum natürlichen Hochwasserschutz in der Forst- und Landwirtschaft aktiv vorangetrieben werden. Außerdem plädieren sie für eine starke finanzielle Unterstützung von Land und Bund bei Planung und Bau sowie für die Unterstützung der Kommunen bei der Entwicklung von natürlichem und technischem Hochwasserschutz.

„Wir begrüßen eine schrittweise und priorisierte Realisierung der Hochwasser-Rückhaltebecken. Dazu sehen wir es als dringend erforderlich an, zeitnah den Zweckverband Hochwasserschutz Ahr zu gründen. Angesichts der geschätzten Kosten in Höhe von 50 bis 156 Mio. € pro Becken betont auch die Kreisverwaltung, dass die notwendigen finanziellen Mittel für das Fachpersonal und die Baumaßnahmen weder von den Kommunen noch vom Kreis aufgebracht werden können. Hier müssen Land und Bund stark unterstützen. Dafür setzt sich unser Kreisverband bereits auf Landes- und Bundesebene ein. Zudem fordern wir eine Stärkung des Hochwasserschutzes bei der Güterabwägung und treten ein für eine beschleunigte Umsetzung der Hochwasserschutzmaßnahmen“, so Hardy Rehmann, Sprecher des Arbeitskreises Hochwasserschutz und Starkregenvorsorge von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Kreisverband Ahrweiler.

Darüber hinaus weisen die GRÜNEN darauf hin, dass in den Hochwasser-Rückhaltebecken zwar ein hundertjährliches Hochwasser im Bereich der oberen Ahr aufgefangen werden kann. Zum Schutz der Städte Bad Neuenahr-Ahrweiler und Sinzig vor einem hundertjährlichen Ereignis oder einem Starkregen wie in 2021 bedarf es aber weiterer Maßnahmen. „Auf Basis der Daten für den ÜMP und unter Einbeziehung der bereits erfolgten Gewässerwiederherstellung kann nun berechnet werden, in welchem Umfang zusätzliche Maßnahmen entlang der Ahr zum Schutz der Städte entlang der unteren Ahr erforderlich sind. Wir fordern daher die Kreisverwaltung auf, die Potentiale für den notwendigen technischen Hochwasserschutz in den betroffenen Kommunen ermitteln zu lassen. Zudem sehen wir weiteres Potential durch eine Aufweitung der Ahr und Retentionsflächen entlang des Flusses“, so die GRÜNEN im Kreis.

Einfach zu hebendes Potenzial sehen die GRÜNEN auch beim Regenrückhalt in der Fläche. Die Untersuchungen zeigen, dass durch eine geänderte Waldbewirtschaftung und Retentionsmulden im Wald sowie Untersaaten im Weinbau oder Zwischenfrüchte auf den Äckern alleine am Pegel Altenahr die Wassermassen um mehr als 10 % reduziert werden könnten. Das Wasser würde in der Fläche verbleiben bzw. verzögert in die Ahr fließen. Welche konkreten Maßnahmen wie wirksam sind, wird im Rahmen des „Trierbachtal-Projektes“ derzeit untersucht. Dieses Projekt sehen die GRÜNEN auch vor dem Hintergrund einer kontinuierlichen Erwärmung aufgrund des Klimawandels als positives Beispiel und einen wichtigen Baustein an – für die Starkregenvorsorge ebenso wie für die Regulierung des Wasserhaushalts im Kreis. Ein verstärktes Engagement in diesem Sektor wäre entsprechend wichtig.

Nicht zuletzt sehen die GRÜNEN auch den dringenden Bedarf, aktiv gegen das wissenschaftlich belegte Phänomen der „Hochwasserdemenz“ anzugehen. Sie unterstützen daher ausdrücklich entsprechende Bemühungen der Kreisverwaltung und der Kommunen, kontinuierlich die Bürgerinnen und Bürger darüber zu informieren, inwieweit sie gefährdet sind und wie sie im Falle eines Risikos damit umgehen können. „Die Hochwasservorsorge auf privaten Grundstücken und die Ermutigung zur Eigenvorsorge ist aus unserer Sicht ein wichtiger Baustein zum Schutz der Bevölkerung“, so Claudia Schmitz, Sprecherin des Kreisverbandes.