Heranrückendes Baugebiet gefährdet die Zukunft des Schopphofs 2011-02-132011-02-14 Mathias Heeb (links), Wolfgang Schlagwein (rechts) und weitere Mitglieder von Bündnis 90/Die Grünen besuchten Alfred Schopp (2. von links) und Anja Schopp (3. von rechts). Der Dioxin-Skandal, Entwicklungstendenzen in der Landwirtschaft und die Siedlungspolitik der Kommunen – das waren die Themen einer Betriebsbesichtigung, zu der sich der junge Ortsverband Grafschaft von Bündnis 90/Die Grünen jetzt mit Wolfgang Schlagwein, dem Direktkandidaten der Grünen im Wahlkreis 14, auf dem Schopphof in Grafschaft-Esch verabredet hatte. Ursachen der Lebensmittel-Skandale seien, sagte Schlagwein, die Globalisierung und die immer weiter fortschreitende Industrialisierung der Landwirtschaft. Der nächste Lebensmittel-Skandal sei bereits programmiert, weil die Agrarfabriken das Futter für ihre Tiere so billig wie möglich einkaufen. Schlagwein plädierte für möglichst geschlossene Stoffkreisläufe, in denen die Betriebe ihre Futtermittel im eigenen Betrieb erzeugen oder zumindest aus der eigenen Region zukaufen. Für die Politik des Deutschen Bauernverbands, der diese Entwicklungen vorantreibe und die deutschen Bauern dränge, für den Weltmarkt zu produzieren, habe er deshalb kein Verständnis, sagte Schlagwein. Der Schopphof zeige dagegen den unterstützenswerten Ansatz einer regionalen Orientierung. Inhaber Alfred Schopp “will nicht für die große weite Welt produzieren“; er verkauft die Eier, die seine 1300 Hennen legen, und das Fleisch von seinen 120 Limousin-Rindern regional und unter dem eigenen Namen – unter anderem im eigenen Bauernladen in Dernau. Die Kunden können damit „das Ende der Kette sehen, über die ihre Lebensmittel auf ihren Tisch kommen.“ Damit er selbst weiß, was in den Futtertrog kommt, produziert er einen immer größeren Teil des Futters für seine Tiere selbst. Aber auch die Umwelt profitiere, weil die Transportwege vom Herstellungs- bis zum Verkaufsort kurz gehalten werden. Und die bäuerliche Landwirtschaft, die im Wettbewerb mit den Agrarfabriken nicht mithalten kann, habe eine Überlebenschance. Sorgen bereitet Alfred Schopp und Ehefrau Anja eine andere Entwicklung: Die Gemeindeväter wollen in unmittelbarer Nachbarschaft ihres Hofes Bauland ausweisen. Tochter Ina (19), die in Bingen Agrarwissenschaften studieren möchte, und Sohn Stefan (16), der derzeit auf dem Klostergut Maria Laach eine landwirtschaftliche Ausbildung absolviert, möchten den elterlichen Hof zwar später einmal übernehmen. Das heranrückende Baugebiet aber schränkt die Ausdehnungsmöglichkeiten und damit die Zukunftsfähigkeit des Schopphofes ein. Die Gemeinde Grafschaft will zwischen Wohngebiet und Bauernhof zwar einen sechs Meter hoher Wall anschütten lassen, um die Bewohner vor dem das Muhen und dem Geruch der Kühe, dem Gackern der Hühner und dem Lärm der Traktoren zu schützen. Trotzdem sei vorgezeichnet, dass es mit einzelnen Anliegern früher oder später Ärger gibt. Die Grünen seien gegen die Ausweisung des Baugebiets in Esch, weil die Grafschaft traditionell landwirtschaftlich geprägt sei und weil die Entwicklung des Hofs nicht behindert werden dürfe – aber auch noch aus einem anderen Grund, wie Mathias Heeb, Vorsitzender der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Gemeinderat, sagte: Angesichts stagnierender und sogar rückläufiger Einwohnerzahlen müssten die Kommunen umdenken. Statt immer neue Baugebiete auszuweisen, müssten sie die Schließung von Baulücken und den Erhalt alter Bausubstanz in den Dorfkernen fördern. Folgen der expansiven Siedlungspolitik der vergangenen Jahrzehnte seien zersiedelte Landschaften und historische Ortskerne, in denen sich Leerstand breit macht, ergänzte Direktkandidat Schlagwein. Mit immer neuen Baugebieten im Außenbereich würden die Wege, die die Menschen zwischen Wohnort, Arbeitsplatz und Einkaufszentrum zurücklegen müssen, immer länger und bei steigenden Ölpreisen immer teurer. Auch die leitungsgebundene Infrastruktur werde immer länger. Bei rückläufiger Bevölkerung heiße das unweigerlich steigende Gebühren und Beiträge für die Unterhaltung von Straßen, Abwasserkanälen oder Wasserleitungen sowie wachsende Belastungen für kommunale Haushalte, Hauseigentümer und Mieter.
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