Selbstbestimmt leben im Alter – Tabea Rößner besucht Kreis Ahrweiler

Tabea Rößner besuchte unter anderem das Augustinum in Bad Neuenahr.
Tabea Rößner (Mitte) besuchte unter anderem das Augustinum in Bad Neuenahr.

„Wir brauchen einen Paradigmenwechsel im Umgang mit dem Alter: Die Menschen bleiben länger fit und aktiv. Deshalb müssen sich die Wohn- und Pflegeangebote den individuellen Wünschen älterer Menschen anpassen“, sagte die Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner am Freitagabend anlässlich eines Vortrags zum Thema „Selbstbestimmt leben im Alter“ im Sinziger Franziskushaus. Zuvor tourte Rößner mit dem Rad durch den Kreis und besuchte neben dem Franziskushaus auch das Augustinum in Bad Neuenahr. „Im Kreis Ahrweiler kann man schon jetzt gut alt werden“, fasste Rößner ihre Eindrücke zusammen: „Doch auch hier sind große gemeinsame Kraftanstrengungen nötig, um die Herausforderung des demografischen Wandels zu stemmen. Dabei sollten wir die Tatsache, dass wir immer älter werden, als Geschenk, und nicht als Last für zukünftige Generationen verstehen.“
Die Bundestagsabgeordnete ist überzeugt, dass die Lösung nur in einem Miteinander der Generationen liegen kann: „Das Augustinum fördert dieses Miteinander, in dem es seine kulturellen Veranstaltungen auch für Besucherinnen und Besucher von außerhalb öffnet. Es gibt auch andere Modelle wie den Generationenhof in Landau: Hier entscheiden sich Menschen, die nicht miteinander verwandt sind, ganz bewusst dafür, mit anderen Generationen unter einem Dach zu wohnen. Das hat viele Vorteile: Die Senioren kümmern sich beispielsweise um die Hausaufgabenbetreuung der Kinder, solange deren Eltern noch bei der Arbeit sind“, berichtete die ehemalige Fernsehjournalistin in Sinzig.
Rößner wohnt selbst mit Seniorin zusammen
Im Verein „Wintricher Netz“ sieht Rößner ein weiteres Vorbild: „Der Verein bietet neben Besuchsdiensten und Beratung einen Fahrdienst mit Privatautos an. Dieser wurde zum Großteil von jungen Rentnern älteren hilfsbedürftigen Mitmenschen zur Verfügung gestellt. Es stellte sich aber schnell heraus, dass beispielsweise auch alleinerziehende Mütter auf einen solchen Fahrdienst angewiesen sein können. Diese Initiative zeigt, dass nachbarschaftliche Hilfe auch zum Verständnis der Generationen untereinander beitragen kann.“
Andere Gemeinden und Initiativen setzen auf Kooperationen zwischen Kindergärten, Schulen und Pflege- und Wohneinrichtungen für ältere Mitbürger. Für Rößner ist das Zusammenleben der Generationen übrigens nicht nur graue Theorie: „Ich wohne selbst mit einer 97-Jährigen zusammen. Die Dame half mir früher bei der Kinderbetreuung. Jetzt kann ich ihr etwas zurückgeben, was ich als großen Gewinn empfinde.“
In ihrem Vortrag forderte Rößner auch ein Umdenken in Architektur, Städtebau und Infrastruktur: „Barrierefreie Wohnungen und ein barrierefreier Städtebau setzen sich zwar durch, sind aber noch immer nicht selbstverständlich. Wichtig sind auch lebendige Innenstädte mit guten Einkaufsmöglichkeiten. Auch deshalb sind wir Grüne gegen riesige Einkaufszentren außerhalb der großen Städte, die ohne Auto nur schwer zu erreichen sind.“
„Sich engagieren zu können ist Teil eines selbstbestimmten Lebens. Die meisten Menschen, egal ob jung oder alt, wollen sich in die Gesellschaft einbringen“, gibt sich Rößner am Ende überzeugt: „Deshalb werden wir die Herausforderung des demografischen Wandels auch gemeinsam bewältigen.“

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