Brohltalbahn und/oder Radwege?

Der dieselbetriebene Vulkan-Express klettert mit 20km/h Richtung Engeln (Foto: A.Dietz)
Der dieselbetriebene Vulkan-Express klettert mit 20km/h Richtung Engeln (Foto: A.Dietz)

Mit großer Begeisterung verkündet die Verbandgemeinde Brohltal auf ihrer Webseite „Mit Volldampf voraus in die Zukunft des Vulkan-Express“ und präsentiert den Verkehrsminister des Landes Rheinland-Pfalz und den Bürgermeister der Verbandsgemeinde vor einer historischen Dampflok.

Anlass für diesen tollen Fototermin war die Freigabe von Fördermitteln für die Sanierung der rund 17 km langen Strecke vom Bahnhof Brohl bis Engeln. Gegen die Ertüchtigung einer Bahn für den Tourismus (siehe Fahrplan) bzw. zum Abtransport der Steine des Brechwerks in Brenk ist nichts einzuwenden. Leider sind die Fremdmittel aber nicht ausreichend. Nach dem Haushaltsplan 2020 beträgt der Gesamtbedarf für die Sanierung rund 8 Mio. €. Nach Abzug der Förderung in Höhe von 4,7 Mio. € verbleibt ein Restbetrag von 3,3 Mio. €, welche die Verbandsgemeinde in den nächsten Jahren als Eigenmittel aufbringen muss.

Weniger freigiebig ist die Verbandsgemeinde, wenn es um die Förderung von Radverkehr geht. Vor dem Hintergrund des Eigenmittelbedarfes von 3,3 Mio. € für die Brohltalbahn nehmen sich die 20.000 €, welche der Rat der Verbandsgemeinde im Oktober 2019 zuächst für die Erstellung eines Radwegekonzeptes freigegeben hat, recht bescheiden aus.

Dieses Geld wäre allerdings tatsächlich gut angelegt, wenn das Konzept denn endlich erstellt würde und auch Radwege und Radstationen gebaut würden. Tatsächlich ist bislang aber noch nichts geschehen. Vielmehr verweist die Verwaltung darauf, dass der Kreis ein Gesamtkonzept erarbeiten würde. Der Kreistag hat zwar im Dezember 2019 beschlossen, ein überörtliches Radwegekonzept für den Kreis Ahrweiler erstellen zu lassen. Planung und Bau der Radwege innerhalb der Verbandsgemeinde sind allerdings deren ureigenste Aufgabe. Warum die Verwaltung bei der Förderung des Radverkehrs, der ebenfalls vom Land reichlich bezuschusst wird, komplett untätig ist, ist nicht nachvollziehbar.

Dass dringender Bedarf an einem Radwegeausbau besteht, kann man an der einzigen, als Radweg klassifizierten Strecke im Brohltal, dem „Brohltalradweg“ gut erkennen. Von den 30,1 km Brohltalradweg sind tatsächlich nur 2,9 km echter Radweg. Über die Hälfte der Strecke, nämlich 15,9 km, verlaufen auf Kreis-, Landes- und Bundesstraßen, weitere 6,5 km auf Anliegerstraßen und 4,8 km sind gar Wald- bzw. Wirtschaftswege.

So bleibt zu hoffen, dass die radelnden Einheimischen tapfer auf Wald- und Wirtschaftswegen oder stark befahrenen Autostraßen weiterhin unverletzt voran kommen bis auch die Verbandsgemeinde Brohltal ein gutes Radwegnetz hat.

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