Nachhaltigkeit und Nutzung von Erfahrungen in der Katastrophenhilfe
Dreieinhalb Jahre nach der Flutkatastrophe im Ahrtal wurde die Frage aufgeworfen, inwieweit die Erfahrungen und Strukturen, die damals durch Spontanhelfende entstanden sind, nachhaltig genutzt und weiterentwickelt wurden. Verena Örenbas, Direktkandidatin der GRÜNEN im Wahlkreis 197, sowie Dr. Andreas Resch und Claudia Schmitz von den GRÜNEN im Kreis Ahrweiler, besuchten die Helferstab eGmbH in Krälingen, um sich ein Bild zu machen.
Der Helferstab, gegründet aus der spontanen Solidarität im Jahr 2021, zeigt heute eine fragmentierte Struktur. Zwar gibt es Initiativen wie den Info-Point, Aufsuchende Hilfe, Gesundheitsaktionen mit Defibrillatoren („Herzache“) und kulturelle Projekte, doch die Reichweite der Organisation bleibt begrenzt. Kritisch haben wir hinterfragt, ob und wie die damals gesammelten Erfahrungen systematisch aufgearbeitet und in die offiziellen Strukturen des Katastrophenschutzes integriert wurden.
Missy Motown, Geschäftsführerin der Helferstab e-GmbH, hebt die Notwendigkeit hervor, die Erkenntnisse der Spontanhilfe wissenschaftlich zu dokumentieren. Trotz zahlreicher Vorträge, unter anderem bei der Münchner Sicherheitskonferenz, fehlt es an konkreten Fortschritten in der strategischen Verankerung. Mit dem Ukraine-Krieg wurde die Frage der internationalen Ausrichtung akut. Der Helfer-Stab lieferte 15.000 Paletten Hilfsgüter und arbeitete mit Organisationen wie den Maltesern zusammen. Auch bei der Flutkatastrophe in Slowenien und anderen internationalen Einsätzen zeigte sich die Relevanz eines zivilen Krisenstabs. Dem Ahrtal entwachsen – aber wohin geht die Reise als Firma, die sich mit Helfen auskennt?
Unsere Recherche ergab, es existieren „Leitfäden und Forschungsprojekte“, die den Umgang mit Spontanhelfenden erklären. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) veröffentlichte nach der Flut 2021 einen Leitfaden dazu, ebenso bieten Projekte wie „KatHelfer-PRO“ Ansätze, um die Koordination von Helfenden besser zu strukturieren und langfristig nutzbar zu machen. Das bedeutet aber, man fängt wieder bei Null an, wenn die nächste große Katastrophe kommt. Warum ist das so? Katastrophenschutz ist Ländersache, der Bund hat im Katastrophenschutz keine unmittelbaren Zuständigkeiten (BMI).
Verena Örenbas: „Die bisherige Aufbereitung der Erfahrungen in der Spontanhilfe zeigt gute Ansätze, doch deren Integration in offizielle Strukturen bleibt eine Herausforderung. Die GRÜNEN betonen, dass eine nachhaltige Vernetzung der Katastrophenhilfe notwendig ist – auch bundesweit. Die Balance zwischen Vergessen und Erinnern, wie sie durch lokale Initiativen und Gedenkstätten gezeigt wird, muss ergänzt werden durch die systematische Nutzung von Wissen für künftige Krisen. Katastrophenschutz muss immer wieder geübt werden, auch mit der Bevölkerung. Zivilgesellschaftliches Engagement ist nötiger denn je, da ist noch einiges zu tun.“