Aktionswoche zum internationalen Frauentag – Teil 4

Frauen in Blaulichtberufen
Frauen in Blaulichtberufen

Heute werfen wir einen Blick auf eine Frau in einem ungewöhnlichen „Blaulichtberuf“. Wir haben mit Anika gesprochen. Sie ist seit 2008 im männlichen Strafvollzug tätig und stellvertretende Gleichstellungsbeauftrage in der JVA Rheinbach.

Wieso hast du dich für diesen Beruf entschieden?
Nach zwei abgeschlossenen Berufsausbildungen im kaufmännischen Bereich und bei der Deutschen Post AG stellte ich fest, dass mir in diesen Tätigkeitsfeldern die soziale Komponente fehlte und ich einen gesunden Mix aus geistiger und körperlicher Arbeit anstrebte. Der Strafvollzug wurde mir durch einen ehemaligen Kollegen näher gebracht und dieses Gespräch weckte mein Interesse. Hier kann ich soziale Kompetenz vermitteln und aktiv zu der Resozialisierung beitragen. Auch das Befolgen von Regeln, Konsequenz und Verantwortungsbewusstsein sind Schlüsselkompetenzen, die den Inhaftierten näher gebracht werden müssen. Mir war ein krisensicherer Beruf, in dem es keinen Unterschied in der Vergütung bei Frauen und Männern gibt wichtig. Im Strafvollzug ist die Besoldung transparent in Besoldungstabellen geregelt. Somit spielt der Equal Pay Day für uns keine Rolle.

Welche Herausforderung bringt der Arbeitsalltag für dich als Frau mit sich?
In erster Linie ist es wohl das sogenannte „Doppelte Mandat“, heißt Schutz der Bevölkerung und die Resozialisierung der Inhaftierten. Für mich persönlich stellte die direkte Konfrontation mit verbaler und körperlicher Gewalt eine große Herausforderung dar, mit der ich erst lernen musste umzugehen. Besonders Inhaftierte mit einem traditionellen Weltbild, in dem Frauen eher die unterordnende Rolle spielen, müssen erst davon überzeugt werden, dass sie sich auch von einer weiblichen Person in ihre Schranken weisen lassen müssen.

Wie erlebst du den Arbeitsalltag als Frau?
Da hier die soziale und kommunikative Komponente wichtiger Bestandteil ist, wir als Vorbild fungieren, ist der Faktor Frau häufig hilfreich. Besonders männliche Inhaftierte lassen sich meiner Erfahrung nach in Konfliktsituationen eher von einer Kollegin beruhigen. Grundsätzlich ist der Umgangston über die Jahre etwas freundlicher geworden und die Inhaftierten achten zum Teil mehr auf Körperhygiene und Ordnung im Haftraum. Das Geschlecht spielt in Dienstkleidung eher eine untergeordnete Rolle, entscheidend ist eher das sichere Auftreten und der faire und transparente Umgang. Teamwork ist hier der Schlüssel und gemischte Teams in Bezug auf Alter, Erfahrung, Charaktereigenschaften und Herkunft sind sehr zielführend. Grundsätzlich und abschließend haben Frauen und Männer die gleichen Chancen, auch wenn subjektiv betrachtet Frauen häufig mehr Engagement zeigen müssen, um das Gegenüber davon zu überzeugen, dass sie genauso leistungsstark sind und jede*r seine Stärken und Schwächen hat und wir nur im Team stark sind. Die veralteten Rollenbilder nehmen aber immer mehr ab.

Mehr Infos zum Berufsbild und den Möglichkeiten zu Ausbildung oer Studium gibt es hier.

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