Landtagsabgeordneter trifft Landwirte: Veranstaltungsreihe „Grüne Grafschaft“ erfolgreich gestartet

Der Landtagsabgeordnete Dietmar Johnen (Mitte) mit der Landtagsabgeordneten Nicole Müller-Orth und dem Sprecher der Grafschafter Grünen, Hubert Borgschulte.

Wir brauchen einen Schulterschluss ökologisch und konventionell arbeitender Landwirte, lautete das Fazit des grünen Landtagsabgeordneten Dietmar Johnen am Montag in der Grafschaft bei seinem Vortrag über „Zukunft und Chancen der Landwirtschaft“. Die Veranstaltung war die erste der Reihe „Grüne Grafschaft“, bei der die Grüne Ortsgruppe zukünftig regelmäßig mit den Bürgern über politische und gesellschaftliche Themen reden will.

Johnen ist selbst ökologisch arbeitender Landwirt und weiß, wovon er redet. Das traf auch auf die Gäste der Veranstaltung zu, von denen viele ebenfalls im Agrarbereich tätig sind. Vortrag und Diskussion befanden sich daher auf hohem Niveau. Johnen konnte viele Vorurteile über Grüne Landwirtschaftspolitik ausräumen, etwa, dass Grün nur auf Bio setzt.

„Ich warne vor Schwarz-Weiß-Malerei und Grabenkämpfen. Der wahre Konflikt innerhalb der Landwirtschaft spielt sich zwischen Großindustriellen Akteuren und Preistreibern auf der einen und dem landwirtschaftlichen Mittel- und Kleinstand auf der anderen Seite ab. In meinen Augen brauchen wir daher einen stärkeren Schulterschluss zwischen ökologisch und konventionell arbeitenden Bauern“, sagte Johnen. „Die meisten Bauernhöfe sind Familienbetriebe. Einem Großteil der Landwirte – ob ökologisch oder konventionell arbeitend – muss man Begriffe wie Generationengerechtigkeit und Nachhaltigkeit daher nicht erklären.“

Auch auf anderen Gebieten sahen Johnen und der Grüne Kreissprecher Mathias Heeb Gemeinsamkeiten. „Beide Seiten, Konventionelle und Ökos, kämpfen doch gegen die großflächige Versiegelung unserer Landschaft“, stellte Heeb fest. „Die ist besonders in der Grafschaft weit verbreitet. Da werden Äcker, die Grundlage unserer Ernährung, für Bauprojekte geopfert, deren Bedeutung im Zuge der demografischen Entwicklung fraglich ist.“

Differenzierte Worte gab es von Johnen auch zum Thema Biogas zu hören: „Das Prinzip hinter Biogas ist richtig und wichtig. Als ehemaliger Milchbauer weiß ich aber auch, dass viele Kollegen auf Biogas umsatteln, weil der Milchpreis zu niedrig ist. Diese Menschen können ihre Familien nicht mehr mit ihren Milchkühen ernähren. Gegen dieses Preisdumping durch Milchkartelle müssen wir uns wehren. Da 90 Prozent der Biogasanlagen von Investoren betrieben werden, schlittern viele Landwirte außerdem von einer Abhängigkeit in die andere.“

Einigkeit fanden die Anwesenden beim Thema Ernährungsbildung: „Der Landwirtschaft fehlt es in der Bevölkerung ein Stück weit an Rückhalt. Das hat damit zu tun, dass die Frage nach dem Ursprung der Nahrung bei vielen Menschen aus dem Bewusstsein verschwunden ist. Wir müssen die Menschen für diese Fragen sensibilisieren. Wer kann heute denn noch wirklich kochen?“, fragte Johnen. „Wir müssen den Menschen und vor allem den Kindern wieder bewusst machen, dass ein Apfel am Baum wächst und dass die Milch von der Kuh kommt. Und dass da richtig Arbeit hintersteckt. Dann hat auch die bäuerliche Landwirtschaft eine Zukunft.“

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