Preistreiber in den Fokus rücken – Vortrag in Sinzig

Mündige Kunden und strengere gesetzliche Regeln – das forderte die Menschenrechtsexpertin Gisela Burckhardt am Donnerstag im Sinziger Schloss bei einem Vortrag über die unfairen  Arbeitsbedingungen in der Dritten Welt. Die schon seit Wochen vorbereitete Veranstaltung im Rahmen der Sinziger Grünen Gespräche bekam durch einen Brand mit mehr als 100 Toten in einer Textilfabrik in Bangladesh am 24. November traurige Aktualität.

„Die preisdrückende Geschäftspraxis der Billigdiscounter und ihrer Zulieferer führt auch zu Einsparungen im Brandschutz und anderen Bereichen der Arbeitssicherheit“, erzählte Burckhardt, die sich in Bangladesh und anderen Ländern schon selbst einen Eindruck von den Arbeitsbedingungen der modernen Sklavenarbeiter verschaffen konnte.

„Besonders Frauen sind betroffen“, berichtete sie. „Sie verdienen unter 30 Euro im Monat. Das reicht auch in Bangladesh nicht zum Überleben.“ Männer verwehren den Frauen wiederum den Zugang zu den Gewerkschaften. „Auch so wäre eine Organisation der betroffenen Frauen nicht leicht: Bei Schichten mit oftmals weit mehr als zehn Stunden Länge ist es vielen Frauen körperlich schlicht nicht mehr möglich, sich auf diese Art zu organisieren. Wochenenden gibt es für sie schließlich auch nicht: Die Tatsache, dass der Brand Samstagnachts ausbrach, zeigt, dass in diesen Betrieben rund um die Uhr produziert wird.“

Zwar machen auch höherpreisige Anbieter bei diesem Spiel mit. So war auch C&A Kunde beim nun niedergebrannten Textilienhersteller. „Dennoch lohnt es sich, Discounter wie KiK in den Fokus der Aufklärungsarbeit zu rücken. Denn sie sind die Preistreiber“, sagte Burckhardt.

Eine Lösung sieht die Menschenrechtsaktivistin unter anderem in Siegeln, die für faire oder ökologische Produktionsbedingungen garantieren sollen. „Hier ist aber Vorsicht geboten. So suggeriert zum Beispiel der Ökotext-Standard ökologische Produktionsbedingungen. Dabei wird die unter Pestizid- und Chemie-Einsatz hergestellte Ware nur für die europäischen Kundschaft vor dem Verkauf gewaschen. Die Näherinnen kommen immer noch mit Gift in Kontakt, und das Gift landet weiterhin im Wasser der betroffenen Regionen.“

Das Problem: Viele Discounter, ihre Hersteller oder von ihnen bezahlte Interessenverbände führen ihre eigenen Siegel. „Ich empfehle deshalb die Siegel von Fairtrade oder Fair Wear Foundation“, klärte Burckhardt abschließend auf: „Hier kann sich der Kunde nachhaltiger Produktionsansätze sicher sein.“

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