Großes Interesse beim Vortrag zum Ahrhochwasser

Dr. Thomas Roggenkamp und Hardy Rehmann vom Sinziger Ortsverband BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Foto: Ralf Urban
Dr. Thomas Roggenkamp und Hardy Rehmann vom Sinziger Ortsverband BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Foto: Ralf Urban

 

Dr. Thomas Roggenkamp referierte im Rahmen der Vortragsreihe „betrifft:SINZIG“ der Sinziger Grünen zum Ahrhochwasser 2021

Dr. Thomas Roggenkamp, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Geografischen Institut der Universität Bonn referierte im Rahmen der Vortragsreihe „betrifft:SINZIG“, auf Einladung der Sinziger Grünen, zum Ahrhochwasser 2021 im vollbesetzten großen Saal des Sinziger Pfarrheims. Dabei ging er insbesondere auf die Rolle des Klimawandels bei den extremen Wetterlagen der vergangenen Jahre ein.

Laut Roggenkamp ist das Ahrhochwasser 2021 Teil einer Reihe von Extremwetterereignissen, die es auch bereits in der Vergangenheit gab. Eine direkte Verbindung zum Klimawandel lässt sich also nicht beweisen. In den letzten Jahren kommen jedoch extreme Wetterereignisse weltweit immer häufiger vor. Der Klimawandel sei hierfür mitverantwortlich, da er das Wettergeschehen global verändere. Bereits am Tag nach der Katastrophe schrieb „The New York Times“, dass Europas Flutkatastrophen die jüngsten Zeichen der Klimakrise seien.

Die Folgen des Ahrhochwassers 2021 werden noch lange sicht- und spürbar sein. Viele Menschen starben, haben ihr Hab und Gut verloren oder mussten evakuiert werden. Roggenkamp appellierte, auf die zunehmend extremeren Wetterlagen besser vorbereitet zu sein, sich rechtzeitig über Hochwassergefahren informieren zu lassen und historische Hochwasser bei der Gefahrenabschätzung unbedingt zu berücksichtigen.

Seit der letzten vergleichbaren Flut 1804 hat sich die Situation im Ahrtal dramatisch verändert. Während früher das Ahrtal selbst nicht bebaut war und die Ahr Raum hatte, wurde zwischenzeitlich „nicht an der Ahr, sondern in der Ahr gebaut“, wie Roggenkamp sehr plastisch in seinem Vortrag beschrieb. Der Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe ist eine riesengroße Herausforderung. Der menschliche Einfluss auf das Ereignis zeigt sich besonders durch die dichte Bebauung der Talsohle. Entscheidungen über die Bauten und Investitionen sollten deshalb zwingend Erfahrungen aus der Flut berücksichtigen, um ein verlässliches, widerstandsfähiges und vor allem ein sicheres Umfeld zu schaffen. Um dies zu gewährleisten, sollte man sich beispielsweise Gedanken machen über Entsiegelung, Deiche, Rückhaltebecken, Renaturierungen, Schaffung von Retentionsflächen und andere Maßnahmen, die eventuelle zukünftige Hochwasser abmildern können. Verhindern kann man sie nicht.

Im Anschluss des Vortrags wurde sehr lebhaft darüber diskutiert, welche Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Verringerung einer erneuten Flutwelle getroffen werden können: Im oberen Lauf der Ahr sollte insbesondere der große Einzugsbereich mit seinen zahlreichen Zuläufen berücksichtigt werden. Dort muss der Starkregen möglichst vor Ort zurückgehalten werden, um einen schnellen Ablauf zu verhindern. Im unteren Lauf der Ahr müssen Maßnahmen greifen, um den Wasserablauf sicherzustellen. Die Ahr muss wieder mehr Raum erhalten, wo immer möglich. Dazu gehört auch das Vermeiden von Neubauten in Überschwemmungsgebieten, wie sie z. B. im ehemaligen Kurpark von Bad Bodendorf geplant sind. Hierzu müssen andere und neue Lösungen entwickelt werden, um allen Interessen gerecht zu werden.

Die nächste Veranstaltung im Rahmen der Vortragsreihe „betrifft:SINZIG“ der Sinziger Grünen findet bereits am 9. März, um 19 Uhr, an gleichem Ort statt. Dr. Lea Heidbreder wird aus der Enquete-Kommission „Zukunftsstrategien zur Katastrophenvorsorge“ des rheinland-pfälzischen Landtags im Rahmen der Flutkatastrophe im Ahrtal referieren.

Die Präsentationsfolien zum Vortrag können Sie hier herunterladen (pdf/29. Seiten).

Pressemitteilung BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Sinzig

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