Die grüne Lunge Sinzigs ist stark gefährdet!

Die Stadtratsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Sinzig fordert eine deutliche Abkehr von der Nutzung des Waldes zur Holzverwertung. (Foto: Elly Rehmann)
Die Stadtratsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Sinzig fordert eine deutliche Abkehr von der Nutzung des Waldes zur Holzverwertung. (Foto: Elly Rehmann)

Sinziger Grüne setzen sich für weniger Holzeinschlag ein.

In der Beratung zur Bewirtschaftung des Stadtwaldes und des Forsteinrichtungswerks wurde eindrücklich darauf hingewiesen, dass der fortschreitende Klimawandel den Wald wie wir ihn kennen, stark gefährdet. Unser Wald ist bereits stark betroffen: Die Fichten sind nahezu verschwunden, Eichen werden durch den Eichenprachtkäfer geschädigt, und auch die Buchen leiden unter den Folgen von Hitze und Trockenheit. Aus diesem Grund setzen sich die Grünen schon seit längerer Zeit dafür ein, den Stadtwald nicht als Wirtschaftsgut, sondern als wertvolle, natürliche Ressource zu begreifen. Die Unsicherheit über die künftige Entwicklung des Waldes ist groß. Auf dieser Basis entfaltete sich im Hauptausschuss und in der darauffolgenden Stadtratssitzung eine intensive Diskussion über das geeignete Vorgehen. Im Mittelpunkt stand die Frage, welche der drei vorgeschlagenen Varianten zur jährlichen Holzernte in den kommenden Jahren umgesetzt werden soll. Die Sinziger Grünen halten es jedoch für zu riskant, die Prognose zum künftigen Mengenwachstum im Wald auf der Grundlage vergangener Daten fortzuschreiben, insbesondere angesichts des sich rasch verändernden Klimas.

Die Mehrheit des Stadtrats, bestehend aus den Fraktionen von CDU, FWG und FDP, hat sich für einen mittleren Holzeinschlag ausgesprochen, der 120 % des Einschlags der vergangenen zehn Jahre entspricht. Die Grünen und die SPD unterstützten den Vorschlag der Stadtverwaltung und des Försters, weniger Holz zu ernten. Diese Vorgehensweise würde die CO₂-Speicherfunktion des Waldes gezielt stärken – ein wichtiger Beitrag angesichts der zunehmenden Belastung der deutschen Wälder. Laut der aktuellen Bundeswaldinventur 2024 gelten sie nicht mehr als verlässliche Kohlenstoffsenke.

Die Sinziger Grünen empfehlen dringend, den Holzeinschlag so weit wie möglich zu reduzieren, um die Risiken für den Sinziger Wald zu minimieren. Jeder gefällte Baum vermindert den Kühleffekt in der Region, beeinträchtigt die natürliche Wolkenbildung und verstärkt die Austrocknung ganzer Flächen – und mit ihr die Gefahr, dass der Wald endgültig kippt. Die GRÜNEN fordern ein grundsätzliches Umdenken: Der Stadtwald darf nicht länger primär als Rohstofflieferant betrachtet werden. Die Verbrennung von Holz, setzt große Mengen CO₂ sowie gesundheitsschädliche Schadstoffe frei – mehr als Öl oder gar Kohle. Aus Sicht der GRÜNEN ist es daher ökologisch zwingend, die Brennholznutzung langfristig zu reduzieren und das im Holz gespeicherte CO₂ im Wald zu belassen. Besonders kritisch sehen die GRÜNEN das Fällen alter Bäume: Sie sind nicht nur die effektivsten CO₂-Speicher, sondern auch unersetzlicher Lebensraum für viele Tierarten. Wiederaufforstung mit jungen Bäumen kann den Verlust nicht kompensieren – im Gegenteil: Studien zeigen, dass wiederaufgeforstete Flächen mit jungen Bäumen noch bis zu zehn Jahre nach der Bepflanzung mehr Treibhausgase ausstoßen, als sie aufnehmen.

Auch Windenergieanlagen im Wald belasten diesen und müssen im Einzelfall sorgfältig geprüft werden. Dem Waldverlust steht jedoch ein erheblicher Gewinn an CO₂-freier Energie gegenüber – ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz und damit auch zum Schutz der Wälder. Entscheidend ist, dass keine intakten Laubwaldbestände betroffen sind. Nach Abwägung dieser Aspekte hat sich die Mehrheit der Sinziger Grünen für die Anlagen im Harterscheid ausgesprochen.

Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts muss sich die Forstpolitik der Bundesregierung künftig vor allem an ökologischen und gemeinwohlorientierten Zielen ausrichten. Der Wald wird dabei nicht nur als Ausgleichsraum für Klima, Luft und Wasser, sondern auch als Lebensraum und Erholungsort verstanden. Der Fokus sollte dabei weniger auf der Vermarktung forstlicher Produkte, sondern vielmehr auf den Umwelt- und Erholungsfunktionen des Waldes liegen.

Die Sinziger GRÜNEN fordern deshalb: Weniger Forstwirtschaft – mehr natürlicher Wald! Zum Schutz der letzten naturnahen Flächen sollten Gebiete wie der Mühlenberg oder der Ziemert dauerhaft aus der Nutzung genommen und als Naturwaldzonen gesichert werden. Dort könnten sich artenreiche Biotope entwickeln – und zugleich attraktive Räume für Naherholung und Umweltbildung entstehen. Der verabschiedete Forstwirtschaftsplan ist keine starre Vorgabe. Er legt die Zielmenge für die Holzernte fest. Der Stadtförster Stephan Braun betonte in der Diskussion, dass die tatsächliche Menge durch viele Faktoren beeinflusst wird, und in den letzten Jahren regelmäßig unterschritten wurde. Aus Sicht der Grünen sollte dies auch der Maßstab für die folgenden Jahre sein.

Die Entscheidung des Stadtrats ist ein Rückschritt – ökologisch, klimapolitisch, und mittelfristig auch wirtschaftlich. Was der Sinziger Stadtwald jetzt braucht, ist nicht mehr Motorsäge, sondern mehr Schutz. Nur mit einer klaren Abkehr von der intensiven Nutzung des Waldes zur Holzverwertung lässt sich sein Überleben sichern.